Und wieder wollten wir eine etwas andere Variante des Reisens ausprobieren. Ausgerechnet dieses gesuchte Jahr war vom VW-Abgasskandal geprägt. Das hinderte uns allerdings nicht, einen VW-T5-Camper zu mieten. Für uns vier Personen bot er ausreichend Platz, so dachten wir. Außerdem passte er durch seine Höhe von 2 m auch in jede Tiefgarage. Und sogar die Mautgebühren entsprachen noch denen eines PKWs.
Ein weiterer Vorteil war, so hofften wir, dass wir mit dem kleinen Camper auch in der Stadt noch in viele Lücken hineinkommen würden. Da es tatsächlich in unserer näheren Umgebung keinen entsprechenden Camper mehr zu mieten gab, mussten wir bis in die Nähe von Lüneburg fahren. Das war zwar so auch nicht geplant, aber machbar.
Nachdem wir das Fahrzeug übernommen hatten - die ganze Prozedur nahm doch ordentlich Zeit in Anspruch - fuhren wir zu Freunden in Seevetal und probten gleich mal die Übernachtung. Für die Kinder war das schon ein Spaß. Wir mussten uns erst einmal an das "Tetris"-Spiel gewöhnen.
Am nächsten Morgen ging es dann frisch gestärkt in Richtung Trier.
Trier
Der Vorteil von so einem kleinen Camper liegt natürlich auch in der gebotenen Reisegeschwindigkeit. Wenn ich da so manche Wohngefährte sah, die sich hinter die LKWs klemmen mussten und die Fahrer bei jedem Überholvorgang schwitzten... Das konnte ich mir ersparen. Natürlich verbot sich auch die Raserei. Dafür steckt viel zu viel Gewicht in so einem Wohnmobil. Aber man konnte durchaus zügig an den LKWs vorbeifahren. Fast sieben Stunden später kamen wir auf dem Zeltplatz Treviris in Trier an. Ich hatte uns ein paar Tage vorher angemeldet und so bekamen wir einen akzeptablen Stellplatz zugewiesen. Der war auch recht eben, so dass wir diese ganzen Spielereien mit Keilen unter den Rädern nicht machen mussten. Hinstellen - und so gut wie fertig. Und schon konnten wir unsere erste kleine Besichtigungstour durch Trier starten. Das wurde auch Zeit nach der langen Fahrerei. Wir gingen in Richtung Römerbrücke - die älteste Brücke Deutschlands - und dann auf die andere Seite der Mosel. Über die Karl-Marx-Straße ging es dann direkt bis in die Innenstadt. Gleich hinter der Brücke gab es ein paar Erotik-Shops zu sehen. Unsere heranwachsenden Jungs hatten da prompt auch gleich ihre Fragen. Natürlich haben wir das nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet... 😉
Reiseroute: Animation Thorsten Klook
Für Trier hatten wir etwas mehr Zeit eingeplant. Immerhin gilt sie als die älteste Stadt Deutschlands. Und zu besichtigen gab es genug: Porta Nigra, die Kaiserthermen, das Amphitheater, die Konstantin-Basilika, das Karl-Marx-Haus, Dom und Liebfrauenkirche und natürlich den Marktplatz.
Und noch einen weiteren Tag blieben wir in Trier. Unser Ziel war der Aussichtspunkt bei der Mariensäule auf dem Pulsberg. Von dort hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf die Mosel und die Stadt. Auf dem Rückweg kehrten wir in einem netten Restaurant ein.
Unterwegs in Trier
Irgendwo in der Nähe von Tournon-sur-Rhône
Dann ging es weiter. Wir räumten nach dem Frühstück alles zusammen und aus dem Schlafzimmer wurde wieder ein Fahrzeug. Die Kinder nahmen ihre Plätze ein und wir starteten die CD "Kindischer Ozean" von Willy Astor. Diese lief dann quasi in Dauerschleife. Ich kann sie aber empfehlen! Sehr amüsant.
Unser Weg führte uns weiter nach Frankreich. Nach über 8 Stunden Fahrt hatten wir keine Lust mehr und suchten irgendwo einen Stellplatz für die Nacht. Also verließen wir die Autobahn und landeten nach einer Weile auf dem Campingplatz Sarl Doubaye Camping Les Acacias, Route de Lamastre. Man empfing uns sehr freundlich. Es war noch genügend Stellfläche für eine Nacht vorhanden. Die Zikaden hatten ihre Freude daran, ordentlich Lärm zu machen. Es war der Abend vor dem französischen Nationalfeiertag und so feierten und tanzten wir gemeinsam mit den anderen Gästen in den Abend hinein und hatten so richtig Spaß.
Carcassone
Wir mussten weiter. Das eigentliche Ziel war ja Barcelona. Und bis dahin war es noch ein weiter Weg. Die nächste Etappe führte uns aber zunächst nach Carcassone. Die mittelalterliche Festungsanlage, die zu den größten Europas gehört und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, wollten wir unseren Jungs unbedingt einmal zeigen. Meine Frau und ich kannten sie bereits von einem früheren Besuch. Innerhalb des doppelten Mauerringes gibt es eine Burg, eine Kirche, viele Geschäfte und ein Hotel. Es ist eine richtige mittelalterliche Stadt!
Aber zunächst mussten wir erst einmal einen Übernachtungsplatz finden. Das war nicht einfach. Außerdem war ja noch Nationalfeiertag und somit auch viele Einheimische unterwegs. Wir landeten auf dem Campingplatz A l´Ombre des Oliviers. Und natürlich war der Platz gerammelt voll. Wir durften dann außerhalb des Platzes stehen und die Sanitäranlagen nutzen. Aber für eine Nacht war das völlig in Ordnung.
Wir wussten, dass es am Abend noch ein Feuerwerk geben würde, und schauten, wo es die Einheimischen so hinzieht. Allerdings hätten wir dann erneut fahren müssen. Das ersparten wir uns und entspannten. Das Feuerwerk hörten wir in der Ferne.
Am nächsten Tag brachen wir dann nicht unsere Zelte ab, sondern bauten wieder um und fuhren zum Parkplatz vor den Mauern von Carcassone. Und weil wir nur zwei Meter hoch waren, klappte das auch problemlos. So saßen wir also schon ganz früh bei Croissant, Kaffee und Tee in einem netten kleinen Café. Die Anzahl der Touristen hielt sich zu früher Stunde noch in Grenzen. Und so konnten wir die Stadt und Festung in Ruhe genießen.
Die mittelalterliche Stadt und Festungsanlage Carcassone
Collioure
Nach unserem Besuch der Festung ging es weiter zu einer weiteren Perle, die wir bereits von einer früheren Reise kannten: Collioure. Nach nicht einmal zwei Stunden Fahrt waren wir schon dort und fanden unseren Rastplatz bei Camping Les Amandiers.
Wir gingen an den Strand, badeten im Mittelmeer und besuchten die Innenstadt der hübschen kleinen Stadt Collioure. Das einstige Fischerdorf wurde durch prominente Maler berühmt: Matisse, Derain, Georges Braque, Raoul Dufy, Albert Marquet und Pablo Picasso. Und natürlich gibt es guten französischen Wein. Auch sehr sehenswert ist die alte Burganlage.
Unser Hin- und Rückweg führte uns außerdem noch an alten Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg vorbei. Diese Verteidigungsanlangen gehörten einst zum Südwall.
Collioure
Barcelona
Collioure liegt schon sehr dicht an der Grenze zu Spanien. Die Fahrt bis nach Barcelona dauerte daher auch nicht mehr sehr lange. In knapp zwei Stunden waren wir schon am Campingplatz in Mataro. Ich nahm unsere Jungs mit zur Anmeldung, damit sie gleich einmal ihre Spanischkenntnisse aus der Schule anwenden könnten. Aber Pustekuchen: Wir wurden Deutsch angesprochen. Das Empfangsteam war mehrsprachig, Studenten aus aller Welt.
Nachdem die ganzen Anmeldeformalitäten erledigt waren, suchten wir uns einen netten Stellplatz, rollten den Sonnenschutz aus und stellten die Campingstühle davor. Im Prinzip ganz einfach. Und nun? Bis in die Stadt hinein war es zu Fuß viel zu weit. Mit dem Auto? Nein. Alles wieder einräumen und dann vielleicht noch ewig einen Parkplatz suchen? Nein. Mit der Bahn? Jawohl. Es gab ganz in der Nähe eine Bahnstation. Und die hätten wir dann auch genutzt. Aber die Kinder hatten andere Pläne. Sie wollten endlich einmal mit den anderen Kindern spielen oder in den Pool gehen. Völlig verständlich. Die Jungs gingen also ihrer Wege und wir entspannten einfach so vor uns hin...
Der nächste Tag begann erst einmal mit einem Fußballturnier der Kinder. Wir kamen daher erst etwas später in die Innenstadt von Barcelona. Da waren wir also. Für mich war es eine Rückkehr nach 27 Jahren. Einiges hatte sich verändert. Vieles aber auch nicht. Es war ein mächtig heißer Tag. Ein großer Stadtbummel in der Hitze machte nur begrenzte Freude. Also ließen wir es ruhig angehen. Sonst hätten die Kinder und unser kleiner Hund sowie geputscht... Die Cafeterias luden dazu ein, den kleinen Hunger und den Durst zu löschen.
Die Sagrada Familia war natürlich ein Anlaufpunkt. Allerdings hatten wir keine Chance mehr, hineinzukommen. Das war schade, aber zu erwarten. Casa Batlló, Casa Milà, Plaça d'Espanya, Plaza de Cataluña und Triumphbogen hatten wir auch noch geschafft. Dann waren wir kaputt.
Die pulsierende Stadt bietet eigentlich Sehenswürdigkeiten für mehrere Tage. Und der Campingplatz wäre genau das Richtige gewesen, um die Kinder noch einige Zeit zu beschäftigen. So viel Zeit hatten wir allerdings nicht eingeplant. Im Nachhinein war das ein klassischer Planungsfehler: Zu viele Sehenswürdigkeiten in zu kurzer Zeit.
Barcelona
Montricoux
Wir hielten uns an den Plan und setzten die Reise in Richtung Montignac-Lascaux fort. Die Fahrstrecke war mir am Stück allerdings zu lang und so fuhren wir nur bis Montricoux, gute 5 Stunden. Der Campingplatz nannte sich Le Clos Lalande. Ein schöner, sauberer Platz.
Man wies uns für die eine Nacht einen Stellplatz, weit ab von den anderen Campern, zu. Das störte uns nicht. Im Gegenteil. Da hatten wir Ruhe. Als unsere Kinder allerdings mit den anderen Kindern im Pool spielen wollten, wies man sie ab. Sie hätten die "falschen" Badehosen an. Das war das erste Mal, dass wir das zu hören bekommen hatten. Die Enttäuschung der Kinder war groß. Wir hatten keine Lust, uns darüber aufzuregen oder zu beschweren, und spielten Karten.
Wir verschwanden am nächsten Tag gleich nach dem Frühstück.
Montignac-Lascaux
Montignac, Lascaux und den Gouffre de Padirac kannten wir bereits von unserer Frankreich-Tour. Unseren Jungs wollten wir das natürlich auch einmal zeigen.
Unser erstes Ziel war der Gouffre de Padirac. Die Jungs waren begeistert. Insbesondere die kurze Bootsfahrt sorgte für Spaß. Anschließend hatten sie ordentlich Hunger. Allerdings hatte das Baguette auf dem großen Foto nur sehr wenig mit dem Teil zu tun, welches wir dann in den Händen hatten. Das ist schade, wo doch die französische Küche sonst so gut ist. Touristenfallen gibt es aber überall. Und natürlich erwischt es uns da auch hin und wieder.
Auch über Lascaux hatte ich bereits berichtet. Lascaux II ist eine Kopie eines Teils der Lascaux-Höhle, die 1940 im Périgord Noir entdeckt wurde. Dieser Nachbau wurde 1983 eröffnet. So weit kannten wir das bereits. Ganz in der Nähe baute man damals schon an Lascaux IV. Ein Jahr nach unserem Besuch wurde sie dann eröffnet. Da hatten wir etwas Pech. Sie bietet inzwischen die fast vollständige Nachbildung der Lascaux-Höhle.
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Montignac, Gouffre de Padirac und Lascaux II
Saint Berthevin
Camping de Caoupeau in Saint Berthevin war für uns nur eine Übernachtungsstation. Dieser Platz liegt am Stadtrand. Ich hatte keine Lust, alles wieder einzupacken und noch einmal loszufahren, um den kleinen Ort zu besichtigen. Vielleicht war das ein wenig schade.
Le Mont-Saint-Michel
Bis zum großen Felsen im Atlantik waren es keine 100 km mehr. Wir brauchten gute 1,5 Stunden und fanden ein Plätzchen auf dem großen Wohnmobilparkplatz. Von dort waren es noch etwa 2 km bis zur Abtei. Das sind wir natürlich zu Fuß gegangen.
Seit 1979 gehört Le Mont-Saint-Michel zum Weltkulturerbe. Früher wurden der kleine Fels und sein Kloster durch die starken Gezeiten - es sollen wohl die stärksten Europas sein - regelmäßig zur Insel. Als wir dort waren, war das allerdings noch nicht so. Aber man arbeitete bereits an einer Lösung durch ein Renaturierungsprojekt.
Wir gingen über eine kleine Brücke hinüber, gemeinsam mit vielen, vielen, vielen anderen Touristen...
Trotzdem können wir einen Besuch uneingeschränkt empfehlen. Irgendwie machte es auch Spaß, sich durch die engen Gassen zu quetschen und einen Blick in die kleinen Geschäfte zu werfen.
Auf unserem Camper-Stellplatz hatten wir allerdings ein kleines Problem: Unser Fahrzeug war nicht mit einer Toilette ausgestattet. Und der Parkplatz auch nicht. Und wie behilft man sich da? Hochziehen? Ja, eine Möglichkeit. In die Natur? Zu dicht besiedelt und betoniert. Gaststätte? Genau. Wir gingen zu Abend essen in eines der Restaurants und erledigten dort auch das Geschäft.
Le Mont-Saint-Michel
Paris
Für unsere Jungs war es nun der erste Besuch in der großen Stadt Paris. Natürlich war der Eiffelturm eines der Besuchsziele und Notre Dame. Die gotische Kathedrale war beeindruckend. Viele werden es wissen: 2019 war der große Dachstuhlbrand, der schwere Schäden hinterließ. Am 7. und 8. Dezember 2024 wird (oder wurde) sie wiedereröffnet - je nachdem, wann Sie diesen Text lesen...
Natürlich kann man in Paris viele Tage verbringen. Die Zeit hatten wir leider nicht. Wir mussten weiter.
Paris
Köln
Eine weitere herausragende Kirche ist bekanntlich der Kölner Dom. Und da unser Heimweg sozusagen dort vorbeiführte, machten wir einen Abstecher nach Köln.
Der Dom ist natürlich auch Weltkulturerbe, ebenso wie Notre Dame in Frankreich. Die Kirche erlitt im 2. Weltkrieg schwere Treffer und wird fortlaufend restauriert.
Wir bummelten noch ein wenig durch die Kölner Altstadt und am Rhein entlang und dann ging es zurück nach Hause...
Camper oder nicht Camper?
Das war die Frage, die wir uns gestellt hatten. Würde uns das gefallen? Die Antwort ist ein klares Jein. Aus unserer Sicht hat so ein Camper einige Vorteile gegenüber einem klassischen Zelt. Aber auch Nachteile. Es kommt eben wieder einmal darauf an, was man machen will.
Den erhofften Vorteil, man könne ja überall parken, hatten wir kaum genutzt. Wenn wir unseren Camper-Stellplatz erreicht hatten, blieb er dort stehen. Alles wieder einzuräumen war zu aufwendig. Außerdem wäre womöglich der schöne Platz dann auch weg gewesen. Also ist man dann doch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs gewesen.
So ein relativ kleiner Camper bietet für zwei Erwachsene und zwei Kinder gerade so ausreichend Platz. Wir waren viel am Hin- und Herschieben mit den Sachen und Kisten. In den heißen Sommernächten mussten wir die Türen der "Blechdose" offen halten, sonst hätten wir manchmal keinen Schlaf vor Hitze gefunden. Bei geschlossenen Türen weht dort kein Lüftchen. Bei Regenwetter oder gar Gewitter war man hingegen gut geschützt. Karten spielen ging immer.
Mein Tourenplan war viel zu dicht gepackt. Anfängerfehler. Für so eine Strecke sollte man sich doch mehr Zeit nehmen. Und wenn man die nicht hat, dann sollte man einfach nicht so weit fahren. Man kommt viel entspannter an und kann den Urlaub auch genießen. Weniger ist manchmal einfach mehr.
Ich habe einen netten "kleinen" YouTube-Kanal zum Thema Camper entdeckt. Wer mag, kann dort mal hineinschauen: CampFeeling