Zu unseren schönsten und aufregendsten Paddeltouren gehörte definitiv die Befahrung der beiden Flüsse Dordogne und Vézère, im Südwesten Frankreichs.
Die Dordogne ist etwa 484 km lang, seit 2012 als UNESCO-Weltbiosphärenreservat eingestuft und bietet auf ihrem Weg atemberaubende Schluchten, malerische Städtchen und kleine Schlösser.
Die Vézère ist etwa 211 km lang und mündet bei Limeuil in die Dordogne. Das Vézère-Tal gehört ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe und bietet enorm viele Zeugnisse aus der Geschichte der Menschheit, wie Lascaux oder La Roque Saint Christophe. Und auch die Schlösser und Burgen fehlen nicht. Hier treffen sich Landschaft, Aktivität, Kultur, Geschichte, gutes Essen und erlesener Wein. 

Unsere Reise nach Südfrankreich, mit Auto, Faltboot und Zelt, begann einige Jahre bevor die Dordogne-Region zum Weltbiosphärenreservat eingestuft wurde. Ein Liter Diesel kostete etwa 1,50 DM. Die ersten Internet-Browser und das Computer-Betriebssystem Windows 95 waren am Start. Und in Frankreich wurde mit dem französischen Franc bezahlt. 100 französische Franc waren etwa 29 DM und ein paar "Zerquetschte". Wir planten unsere Touren mit Karte und eventuell mit Kompass. Fotografiert wurde mit Spiegelreflexkamera, analog, mit DIA oder Farbfilm. So ein Film mit 36 Bildern war nicht ganz billig, ich glaube so zwischen 7 und 10 DM. Dazu kamen dann noch die Entwicklungskosten. Da hatte man nicht einfach drauflos "geknipst". Die Anzahl der Fotos war also begrenzt und dann kommt manchmal auch noch etwas Pech dazu ...

 


Besuchte Orte: Animation Thorsten Klook

Argentat-sur-Dordogne

Die 1500-km-Anreise nach Argentat schafften wir in zwei Tagen. Wieder mit dabei war unser Freund Fritz*, meine Frau und ein mit Wildwasser erfahrener Experte, Tom*, ein Freund aus Riesa. Die Dordogne stellte sich uns genauso dar, wie wir sie uns vorgestellt hatten. Ein Gebirgsfluss, flach, mit vielen Steinchen, Steinen, Felsen und Stromschnellen. Das Wasser war klar und kalt. Wir waren alleine schon vom Anblick begeistert. Etwas Respekt machte sich allerdings auch breit, denn "Wildwasser" waren wir, bis auf Tom, noch nicht gefahren.
Argentat selbst hatte eine schöne historische Altstadt, mit einer mittelalterlichen Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Einst war Argentat ein wichtiger Handels-Knotenpunkt, vor allem für den Holztransport auf der Dordogne.

Die Dordogne
Unser alter Flussführer, schon etwas mitgenommen.

Da wir genügend Fahrzeuge dabei hatten, beschlossen wir, immer eines unserer Autos so umzusetzen, dass wir nach drei Paddeltagen wieder am Fahrzeug sind. Diese Umsetztouren nutzten wir auch gleich aus, um die örtlichen und kulturellen Höhepunkte der Umgebung kennenzulernen.

*Namen geändert

Gouffre de Padirac

Unser erster Besuch galt der Höhle Gouffre de Padirac, in der Nähe von Rocamadour. Der Gouffre de Padirac wurde 1889 von einem lokalen Landwirt namens Edouard Alfred Martel entdeckt. Ein 75 Meter tiefes Loch führte bis zum Boden. Der Turm, den man hinabstieg, hatte ordentlich viele Stufen. Und dann ging es noch ein Stück tiefer hinunter, 28 m bis zum unterirdischen Fluss, Rivière de Padirac. Mit Booten wurden wir ein Stück durch die Höhle gestakt. Dieser Fluss war so klar, dass man die Tiefe nicht abschätzen konnte. Wir hatten das Gefühl, an den Felswänden, den Stalagmiten und Stalaktiten vorbeizuschweben. Nach etwa 500 m ging es zu Fuß weiter, in größere Höhlen. Zum Glück hatten wir noch Jacken und Pullover eingepackt, denn dort unten war es recht kühl. Für die Entstehung des 30-Meter-Loches gab es wieder mehrere Erklärungen. Der Sage nach wurde es von einem Fußtritt des Teufels geschaffen. Praktisch war es wohl der Fluss, der einen Teil der Decke im Laufe der Jahre zum Einsturz brachte. 

Beaulieu-sur-Dordogne

Am nächsten Tag starteten wir nun die Tour auf der Dordogne. Um 8.00 Uhr wachten wir bereits auf, frühstückten und packten unsere Faltboote, RZ85 von Pouch. Die Sonne schien und ließ uns auch die gesamten drei Wochen nicht mehr im Stich. Gegen 11:00 Uhr hatten wir die Boote so oft ein- aus- und wieder eingeräumt, bis alle wichtigen Sachen im Boot untergebracht waren. Das ein oder andere Teil wurde dann schweren Herzens im Auto zurückgelassen.

Kurz nach dem Start hatten wir bereits die ersten kleineren Stromschnellen zu überwinden und auch die erste Bodenberührung. Diese brachte uns ein kleines, aber nicht weiter problematisches, Leck ein. Pumpen oder Schöpfen waren jedenfalls noch nicht nötig. Während unserer Mittagspause klebten wir Panzerband über das Leck und das hielt bis zum Abend, wo wir dann noch eine Reihe anderer Kratzer ausbesserten. Dabei half uns Tom.
Die Dordogne führte wenig Wasser und wir rutschten mit den Faltbooten oft nur knapp über die Steine, sodass unser Steuer klapperte. Wir waren froh, dass wir Tom als erfahrenen Paddler dabei hatten. Nach einer Weile gewöhnten wir uns aber an die kleinen Walzen und lernten, die richtige Durchfahrt zu erkennen. Hinter Brivezac gab es eine Felsverblockung mit einer kleinen Staustufe. Wir befreiten unsere Boote vom ganzen Gepäck und fuhren diese Stelle mit leeren Booten. Das sorgte für einen ordentlichen Adrenalinschub. Ein Wehr, kurz vor unserem Ziel, mussten wir umtragen. Etwas kaputt, aber glücklich, kamen wir in Beaulieu am Campingplatz an. Auf der ganzen 26-km-Strecke hatten wir so etwa 30 Stromschnellen gezählt. Ganz ordentlich, wie wir fanden.
Das Städtchen Beaulieu, mit Mittelalter-Charme und Benediktinerkloster, war auch eine kleine Besichtigungstour wert. Immerhin wurde der Ort schon im 9. Jahrhundert gegründet und der Name Beaulieu bedeutet nicht umsonst "schöner Ort".

Am Ufer der Dordogne
Am Ufer der Dordogne
Kleine Hindernisse
Kleine Hindernisse
Das soll alles ins Boot
Das soll alles ins Boot
Etwas Wildwasser
Etwas Wildwasser
Ein Leck wird repariert
Ein Leck wird repariert
Magische kleine Orte
Magische kleine Orte
Gebäude aus Stein
Gebäude aus Stein
Beaulieu-sur-Dordogne
Beaulieu-sur-Dordogne
Carennac
Carennac
Gouffre de Padirac
Gouffre de Padirac
Gouffre de Padirac
Gouffre de Padirac
Gouffre de Padirac
Gouffre de Padirac
 
Mit dem Faltboot auf der Dordogne. Alle Fotos entstanden noch mit einer analogen Spiegelreflexkamera

Carennac

Die nächste Paddel-Etappe wurde etwas ruhiger, wir zählten nur noch 15 Stromschnellen. Sie war allerdings auch nur etwa 18 km lang und führte uns bis Carennac, einem der schönsten Orte unserer Fahrt, wie wir fanden. Unterwegs, etwa nach 12 km, legten wir eine Zwischenstation ein und "parkten" unsere Boote ganz in der Nähe einer Straße, die zum Schloss Castelnau-Bretenoux führte. Um zum Schloss zu gelangen, mussten wir durch ein kleines Dorf mit fast ebenso vielen Dorfhunden wie Einwohnern. Die Zäune schienen für sie kein Problem zu sein. Manche waren nicht besonders hoch, andere hatten große Löcher. Jedenfalls wurden wir wie Eindringlinge behandelt. Vermutlich liefen dort sonst nie "Touristen" entlang. Wir schritten zügig weiter, wohl wissend, dass wir da auch wieder zurück müssen ...

Das Schloss war eher eine kleine Festung, die Innenausstattung recht schön. Die Führung erfolgte allerdings auf Französisch. Und dieser Sprache war keiner von uns fließend mächtig. Also mussten wir aus den paar Brocken eine Menge interpretieren. Trotzdem sehr empfehlenswert!

Unbehelligt von den Dorfhunden kamen wir zu unseren Booten zurück. Und sie waren auch noch alle da, mit dem gesamten Gepäck. Nun ging es mit unseren Booten noch ein Stück weiter bis Carennac.

Carennac war ein schönes kleines mittelalterliches Dörfchen mit kleinen Gassen und historischen Wohnhäusern. Die Steinfassaden und mit Moos bedeckten Dachziegel sorgten dafür, dass man sich ein wenig in das Mittelalter zurückversetzt sah. Bei manchen Häusern waren auch nur Steine als Dach übereinander gelegt worden. Zu den Sehenswürdigkeiten, dieses etwa 400-Seelen Dorfes, zählte die romanische Kirche Saint-Pierre, die mit schönen Kunstwerken geschmückt war. Das war eine wunderschöne und malerische Atmosphäre.

Camping Pinsac

Der dritte Paddeltag begann mit dem Treideln der Boote. Eine Befahrung mit Faltbooten war an dieser Stelle nicht möglich. Kanuten, die wir dort trafen, erzählten uns, dass sie sogar ihr Kunststoffboot kaputt gefahren hatten. Wir schauten uns das etwa 15 cm große Loch an. Nun war das Boot nur noch ein Mahnmal. Lektion: Unklare Stellen muss man sich zuvor auf jeden Fall ansehen.
Das taten wir auch. Dazu ging Fritz mutig über einen Baumstamm vorweg. Zur Hilfe war ein Seil gespannt. Allerdings hing das so schlaff durch, dass Fritz Probleme bekam, sich zu halten. Wir hatten ihn schon im Wasser gesehen. Mit vereinten Kräften spannten wir das Seil, und er konnte sich wieder ausbalancieren. Die Entscheidung war eindeutig. Keine Befahrung mit dem Faltboot.
Der Fluss mäanderte weiter durch die Wälder und über Kiesbänke, an kleinen Orten vorbei. Meine Frau entdeckte plötzlich einen "Ast", der gegen die Strömung anschwamm. Da hatte sich ein Biber mit etwas Holz getarnt. Wir waren so schnell vorbei, dass es mal wieder nicht für ein Foto gelangt hatte. 
So nach und nach wurde die Landschaft felsiger und Höhlen wurden sichtbar. Aus einer dieser Höhlen, gleich nach einer zackigen Flusswendung, sprudelte Wasser in den Fluss und wir paddelten ein Stück in die Höhle hinein, stiegen aus und wagten uns etwa 20 m vor. Das Wasser war eiskalt.
Durch den Fluss unterstützt, paddelten wir auch die restlichen Kilometer recht entspannt weiter und beendeten unsere Tagestour nach insgesamt 34 km in Pinsac, wo auch unser Auto stand.

Kleine Höhle
Kleine Höhle
Kleine Höhle
Kleine Höhle
 
Die Höhle

La Roque-Gageac

Der nächste Tag war wieder ein Auto-Umsetz-Tag mit Kultureinlagen. Wir fuhren in Richtung Le Buisson-de-Cadouin, wo wir die Dordogne-Tour beenden wollten und das Auto abstellen. Unterwegs entdeckten wir den Ort La Roque-Gageac. Dieser wunderschöne Ort hatte eine Höhlenfestung. Die mussten wir uns natürlich ansehen. Das bedeutete allerdings auch, zunächst einmal die 140 Stufen hinaufzusteigen, die an der Felswand von außen angebracht waren. Das war anstrengend, aber es hatte sich gelohnt! 

Les Eyzies

In Les Eyzies, an der Vézère liegend, besuchten wir die Grotte de Font-de Gaume, mit Höhlenmalereien aus der Altsteinzeit, also etwa vor 17.000 bis 20.000 Jahren. Die Höhle enthielt zahlreiche farbige Malereien von Tieren, darunter Mammuts, Bisons und Rehe. Sie gehörte natürlich zum Weltkulturerbe. Pro Tag durften maximal etwa 70 Personen diese Höhle betreten. Wir waren froh, nicht während der Feriensaison dort gewesen zu sein. Dann hätten wir vermutlich keine Chance gehabt, dort hineinzukommen und auch noch eine so tolle Führung auf Englisch zu bekommen. 
Es gibt viele Höhlen in der ganzen Region, aber keine ist mit so vielen Tierzeichnungen versehen wie diese. Damals waren die Zeichnungen in einem, sagen wir mal, stabilen Zustand. Ob das immer noch so ist, kann ich leider nicht beurteilen. Aber zu Recht wird diese Region als "Wiege der Menschheit" bezeichnet.

La Roque-Gageac
La Roque-Gageac
La Roque-Gageac
La Roque-Gageac
La Roque-Gageac
La Roque-Gageac
La Roque-Gageac
La Roque-Gageac
La Roque-Gageac
La Roque-Gageac
La Roque-Gageac
La Roque-Gageac
 
La Roque-Gageac

Rouffillac

Der nächste Paddeltag über 23 km von Pinsac bis Rouffillac war so heiß, dass sogar meine Frau ein wenig schwitzte ...😉
Der Fluss wurde ruhiger und wir souveräner, bei den wenigen Stromschnellen, allerdings auch etwas zu entspannt. Kurz vor dem Ziel unserer Tour in Rouffillac - der Zeltplatz war schon in Sichtweite - kam eine nicht sehr schwierig aussehende kleine Stromschnelle. Fritz und Tom fuhren hinein und kamen an dem dahinter quer liegenden Baum nur haarscharf vorbei. Wir schafften es nicht mehr und trieben sehr schnell quer auf den Baum zu. Der Baum erwischte uns am Heck. Dann ging alles sehr schnell. Wir lagen im Wasser und unser Boot trieb weiter den Fluss abwärts. Meiner Frau war zum Glück nichts passiert, trieb aber ebenfalls den Fluss abwärts. Sie schwamm gleich bis zum Zeltplatz durch. Tom war aus seinem Boot gesprungen und hatte unser Boot aufgefangen. Fritz fuhr mit ihrem Boot ebenfalls weiter bis zum Zeltplatz. Ich kämpfte mich zur Sandbank, wo Tom das Boot hingezogen hatte. Dann wurde das Boot entwässert und auf Schäden untersucht. Es war nichts weiter passiert. Sogar die Sachen waren alle noch im Boot. Nichts war verloren gegangen. Die wasserdichten Säcke hatten sich bewährt. Nur die nagelneue Spiegelreflexkamera lag ungeschützt im Boot und nicht in der dafür vorgesehenen wassergeschützten Tonne. Sie sagte keinen Pieps mehr. Lektion: Und wenn der Fluss noch so harmlos aussieht, birgt er doch immer wieder Überraschungen!

Am Campingplatz angekommen, erfolgten Erste-Hilfe-Maßnahmen für unsere Kamera. Ich schraubte die Canon so weit wie möglich auseinander und ließ die Teile in der Sonne trocknen. Man muss die Sache auch positiv sehen. Es hätte ja schlimmer kommen können ...

La Roque-Gageac

Auch ein sehr schöner Flussabschnitt führte uns über 26 km von Rouffilac bis kurz hinter La Roque-Gageac. Man glaubte mitunter, dass eine Felswand einem die Weiterfahrt versperren will und dann machte der Fluss eine harte Rechtskurve. Dann folgte das Chateau de Montfort. Gut 8 km später kam dann Domme. Diesmal näherten wir uns unserem Tagesetappenziel, La Roque-Gageac, vom Wasser aus. Das war noch viel beeindruckender! Wir paddelten an den steilen Felsen und hübschen Häusern vorbei und fanden hinter der Stadt rechts einen Campingplatz.
In dem Städtchen organisierten wir eine neue Batterie für die Kamera. Wir bauten alles wieder zusammen und setzten die neue Batterie ein und siehe da: Sie funktionierte wieder! Sensationell. Sogar der Film schien noch ordentlich eingezogen worden zu sein und eventuell sogar entwickelbar! 
In der Folgezeit wurden wir vorsichtiger und paddelten auf "Nummer sicher". Jedenfalls eine gewisse Weile ...

St. Cyprien

Die Tagesetappe nach St. Cyprien war nur ein "Katzensprung" mit etwa 16 km. Aber es war auch gut so, ab und zu so einen entspannteren Tag zur Erholung einzulegen. Zumal es wieder sehr warm war, wie ich fand. Meine Frau war eher für die Sonnenseite, ich paddelte lieber auf der Schattenseite. Allerdings saß ich am Steuer ... 
Nun getreu dem Motto: Frauchen froh, Leben ebenso, ging es auch mal ab in die Sonne! ;-)
Wir paddelten am Schloss Castelnaud vorbei, auch an Beynac, ebenfalls mit einem steilen Felsen und einem Schloss darauf. Eine malerische Landschaft! Das kann man nicht beschreiben, sondern das muss man selbst erleben. Märchenhaft!
Den Ort St. Cyprien selbst hatten wir nicht besucht. Der Weg vom Campingplatz bis in den Ort war uns deutlich zu weit.

Le Buisson-de-Cadouin

Auch auf unserer letzten Etappe von St. Cyprien nach Le Buisson legten wir nur 15 km zurück. Wir trödelten, machten Fotos mit der wieder funktionierenden Kamera und beobachteten Milane, Bussarde und Graureiher. Kurz vor unserem Ziel - mal wieder - kam ein kleines unscheinbares Hindernis. Fritz warnte noch ausdrücklich, dass ausgewichen werden müsse. Tom war zu träge bei der Hitze und lenkte nicht um. Der Baum unter Wasser sorgte für ein lautes und deutliches Knirschen. Dann hörten wir Tom noch sagen: "So, jetzt können wir aussteigen!" Und schon standen die beiden bis zum Bauchnabel im Wasser. Im Boot war ein Dreiangel von ca. 15 x 15 cm. Das Flickzeug und "Schweiß"-Material wurde herausgeholt und der Riss fachgerecht repariert.
Damit war der Punktestand des kleinen "Wettbewerbes" der Bootsbesatzungen wieder ausgeglichen bei 5:5. Man bekam "Punkte" für jedes Aufsitzen, für ein Leck, Kentern und ähnliche Sachen. 😉
Zum Mittag sollte es dann Kartoffelpuffer geben. Es wurde allerdings eher Kartoffelmus und nach zwei Stunden Kampf mit dem Campingkocher hatten wir das Vorhaben aufgegeben und Brot gegessen.
Ganz in der Nähe gab es das Kloster Cadouin, ein ehemaliges Zisterzienserkloster, und zum Weltkulturerbe gehörend. Da kamen wir allerdings nicht mehr hin.

Montignac an der Vézère

Am folgenden Tag bepackten wir unsere Autos und fuhren nach Montignac, an unseren nächsten Wunschfluss, die Vézère. Unterwegs gab es wieder Kultur zu sehen.
In Le Bugue besichtigten wir das Aquarium Périgord Noir. Ja das gab es damals schon! Inzwischen ist das Périgord Noir Aquarium das größte private Süßwasseraquarium Europas.
An unserem Einsatzort angekommen, erwischte uns ein Gewitter. Wir schafften es gerade noch, vor dem einsetzenden Platzregen, die Zelte aufzubauen und verbrachten dann den Rest des Tages mit Kartenspielen, gutem Essen und ein Gläschen Rotwein.
Übrigens gab es damals den Landwein auch in 5-Liter-Plastikfässchen zu kaufen. Das Fass banden wir hinten ans Boot und so blieb der Wein auch bei sommerlichen Temperaturen gut temperiert...😉


LASCAUX und "Neandertaal"

Dieser Tag stand im Zeichen der Besichtigung der berühmten LASCAUX-Höhle. Genauer LASCAUX II. Sie war eine exakte Reproduktion des Saals der Stiere und des Seitengangs, nur 200 Meter von den Originalen entfernt. Inzwischen gibt es übrigens bereits LASCAUX 4!
Die Originalhöhlen waren nur noch für Wissenschaftler zugänglich, aber die Repliken waren schon toll gemacht. Natürlich waren wir mit vielen anderen Touristen gemeinsam unterwegs und mussten eine Weile warten.
Stark beeindruckt von dem, was wir dort sehen durften, spazierten wir noch ein Stück weiter. In der Nähe sollte es eine Ausgrabungsstätte eines Neandertalers geben. Als wir dort ankamen, sahen wir allerdings nicht sehr viel und fragten uns, ob wir dort richtig sind. Es schien so. Nach einer kurzen Diskussion löhnten wir die 20 F pro Person und gingen auf den Hof. Wir sahen ein Loch, wo vermutlich etwas ausgebuddelt worden war. Gegenüber diesem Loch stand ein Haus, das mit Sicherheit schon viel bessere Zeiten erlebt hatte. Vor dem Haus waren sechs Hunde, die alle auf einmal kläfften, als sie uns sahen. Auf der anderen Seite befand sich ein Gehege, mit drei kleinen Bären und einem zweiten Loch. Die drei Bären wirkten eher traurig. Sie taten uns etwas leid. Und wir kamen uns etwas veralbert vor. 
Nach einer viertel Stunde kam ein alter Herr aus dem Haus. Er sah ziemlich ungepflegt aus, gelinde gesagt. Als wir auf seine, auf Französisch gestellten, Fragen nicht antworteten, sondern eher fragend schauten, fragte er uns auf Französisch, ob wir Englisch verstünden. Das sollte klappen. Mit einer Geste deutete er an, dass wir ihm folgen sollten. Das taten wir, mit etwas Sicherheitsabstand. Er zeigt uns das erste Loch und sprach: "Neantertaaal, compris?" Wir nickten andächtig. Dann führte er uns zu den drei kleinen Bären und sprach: "Brown Bear, compris?" Ja, das hatten wir verstanden. Der alte Herr führte uns zum letzten Loch und erläuterte: "Brown Bear, compris?" 
Nun gut. Hier hatte man also das Knochengerüst eines Bären gefunden. Nur wo waren die Knochen?
Es folgte der interessante Teil der Führung. Während jeder von uns so seinen Gedanken nachging, war unser Museums-Chef schon weiter gegangen und wartete an einem Schuppen auf uns. Fritz meinte, ihn beschleiche das Gefühl, dass wir seit Wochen oder gar Monaten hier die ersten Gäste sind...
Das schien auch nicht völlig aus der Luft gegriffen zu sein. Der Schuppen roch muffig, eher schimmlig. Alte, völlig verstaubte Glasvitrinen standen lieblos in der Gegend herum. In den Vitrinen lagen nun die Gebeine. Unser Museums-Guide knallte mit einem Zeigestock auf die erste Vitrine und sprach: "Brown Bear, compris?" Man sah nicht viel, vielleicht das linke Schienbein und den "Milchzahn"...  Wir waren sprachlos. Es folgte die zweite Vitrine. Als der Stock die Vitrine traf, warteten alle gespannt auf das Zerplatzen der Glasscheibe. Das passierte nicht. Aber es folgte der Satz: " Neandertaaal, compris?" Es waren noch weitere fünf Vitrinen in dem Schuppen. Ich denke, ich könnte an dieser Stelle die Beschreibung verkürzen, aber es kam noch ein neuer Satz hinzu: "Deer, compris?" 
Überwältigt vom Gestank in dem Schuppen verdrückten wir uns in neuer Bestzeit und mussten erst einmal verarbeiten, was wir da erlebt hatten. Es dauerte bestimmt 10 Minuten, bis wir anfingen zu lachen. Und das hielt auch noch eine ganze Weile an.
Eine Bemerkung dazu. Diese Tour ist nun doch schon sehr lange her. Ob es diese Ausstellung noch gibt und wie sie eventuell heute aussieht, kann ich nicht beurteilen. Der Fundort ist sicherlich geschichtlich bemerkenswert, weil er menschliche Überreste, Werkzeuge und andere Gegenstände aus der Zeit der Neandertaler enthält. Trotzdem waren wir über die Art der Präsentation, sagen wir, überrascht.

Abends feierten wir per Rotwein, Canasta und Schummelmäxchen in Fritz´ Geburtstag hinein.

Les Eyzies

Es folgte unser erster Paddeltag auf der Vézère. Sie war nicht ganz so breit wie die Dordogne und auch nicht so steinig. Allerdings war sie, durch den durch die Strömung aufgewirbelten Sandboden, deutlich trüber. So bemerkte ich beim Beladen des Bootes auch nicht die kleine Ringelnatter, die ich plötzlich unter dem rechten Fuß hatte. Sie schlängelte sich aber sofort davon. Etwa 4 km nach unserem Start bekamen wir das schöne Schloss Losse zu Gesicht, gefolgt vom Schloss de Belcayre, etwa 2,5 km später. Vom Wasser aus gesehen machte das schon ordentlich Eindruck.
Das Tagesziel war Les Eyzies, ca. 28 km entfernt. Gegen 16.00 Uhr waren wir dort. Zur Feier des Tages machten wir uns ein wenig schick und gingen essen. Unser Geburtstagskind lud uns ein.

Chateau de Belcayre
Chateau de Belcayre
Limeuil
Limeuil
Limeuil Zusammenflus von Dordogne und Vezere
Limeuil Zusammenflus von Dordogne und Vezere
Schloss Losse
Schloss Losse
Schloss Losse
Schloss Losse
Ringelnatter unterm Fuß
Ringelnatter unterm Fuß
Vezere
Vezere
Vezere
Vezere
Vezere
Vezere
Vezere
Vezere
 
Impessionen an und auf der Vézère

Limeuil und La Roque Saint-Christophe


Der zweite und auch schon letzte Paddeltag auf der Vézère führte uns wieder bis an die Dordogne, nach Limeuil. Der Weg war nicht sehr weit und so waren wir schon frühzeitig am Ziel. Den Rest des Tages nutzten wir für den Besuch von La Roque Saint-Christophe, an dem wir am Vortag vorbei paddelten.
Diese Felswand überragte das Tal auf einer Länge von gut 900 m und auf fünf Etagen, also etwa 80 m. Die Stätte hatte eine lange Geschichte der Besiedlung, die bis in die Altsteinzeit zurückreicht. In der Vergangenheit diente La Roque Saint-Christophe als Wohnort für Menschen, die in den Höhlen und unter den Überhängen lebten. Diese natürlichen Höhlen boten 1500 Menschen Schutz vor kriegerischen Überfällen. Eine Besichtigung ist sehr empfehlenswert.

Damit waren unsere Paddeltage leider schon beendet. Wir hatten etwa 200 km auf dem Wasser, in neun Tagen, zurückgelegt. Da wir noch genügend Zeit hatten, beschlossen wir, noch 170 km bis Bordeaux zu fahren.

La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
La Roque Saint-Christophe
 
La Roque-Saint-Christophe


Bordeaux

Wir hatten so eine schöne alte Hafenstadt im Sinn. Als wir dort ankamen, suchten wir eine Touristeninformation. Die gab es nicht. Jedenfalls fanden wir keine. Dazu kam uns die Stadt sehr ungepflegt vor, gelinde gesprochen. Selbst bei den Sehenswürdigkeiten lag überall Müll. Uns hatte es dort nicht lange gehalten, und wir fuhren weiter zum Atlantik, zu einem sehr schön gelegenen Campingplatz hinter den Dünen.
Nachdem wir unsere Zelte aufgebaut hatten, gingen wir zum Strand und kühlten uns im Meer ab. 
Bemerkung: Ob Bordeaux immer noch so verschmutzt und abweisend aussieht, kann ich nicht beurteilen. Immerhin ist die Gegend als Weinregion bekannt und besitzt auch einige Sehenswürdigkeiten, die zum Weltkulturerbe gehören. Ich gehe davon aus, dass die Stadtverantwortlichen das erkannt haben und sich die Situation verbessert hat. Möglicherweise waren wir auch nur am falschen Ort oder zur falschen Zeit dort ...

Am Atlantik
Am Atlantik
 
Sonnenuntergang am Atlantik

Maisons Laffitte

Wir mussten langsam an die Rückreise denken und hatten uns als "Zwischenstopp" Paris ausgesucht. Wenn man schon mal in der Nähe ist ...

Die Strecke vom Atlantik nach Paris schafften wir in zwei Tagen. Zwischenstation war irgendwo an der Loire in einem Eurocamp. Den genauen Platz konnte ich bei meinen Recherchen, in meinen Unterlagen, nicht mehr ausfindig machen. 350 km waren es von dort nur noch bis Paris und so waren wir am Nachmittag da. Nun mussten wir nur noch den Campingplatz finden. Wir steuerten die Position an, die auf unserer Karte eingezeichnet war. Aber da war nichts. Wir hielten und fragten einfach in einem Friseursalon. Das lag ja auf der Hand... :-)
Er meinte, in St. Germain müsste etwas zu finden sein. Wir fuhren hin und suchten. Wieder nichts. Dann kamen wir in den Feierabendverkehr und in den Stau. Wir waren soweit, abzubrechen. Aber dann fanden wir, eher durch Zufall, einen Campingplatz in Maisons Laffitte, 18 km nordwestlich von Paris. Da war es allerdings auch schon 20:00 Uhr durch. Wie wir aus den Gesprächen an der Rezeption erfuhren, waren wir nicht die Einzigen, die Stundenlang nach einem Campingplatz gesucht hatten. 

Paris

Am nächsten Tag starteten wir bereits um 7:00 Uhr und fuhren mit der Metro nach Paris. Erste Station war der Louvre. Wir genossen den Ausblick auf die Seine und das hektische Treiben der Großstadt. Nach drei Stunden Fußmarsch durch die Stadt zeigten sich erste Ermüdungserscheinungen. Es war heiß. So ein richtiger Sommertag. Über zwei Stunden benötigten wir, um auf den Eiffelturm zu gelangen. Champs Elysees, Triumphbogen, Notre Dame ... erst gegen 20:00 Uhr waren wir wieder am Zelt und ordentlich Fußlahm.  

Paris
Paris
Paris
Paris
Paris
Paris
Paris
Paris
Paris
Paris
Paris
Paris
 
Paris - Aufnahmen noch mit Spiegelreflexkamera, digitalisiert

Versailles

Das Königsschloss in Versailles, zum Weltkulturerbe gehörend, war unser letzter kultureller Höhepunkt dieser Reise. Der Palastbau, ursprünglich als Jagdschloss für König Ludwig XIII. im Jahr 1623 erbaut, war gut 500 m breit. Die 1800 Räume könnte man gar nicht alle besichtigen, selbst wenn man dürfte. Der Spiegelsaal, mit 357 Spiegeln, ist berühmt. Auch der Schlosspark ist über 800 Hektar groß und man kann sich regelrecht verlieren. Überall konnte man noch kleinere Gebäude und Attraktionen in und um den Schlosspark besichtigen, wie die Wasserfontänen, zwei weitere kleine Schlösser, Grand und Petit Trianon, und die Orangerie. Wir verbrachten erneut viele Stunden auf den Füßen ...

Unseren letzten Abend in Frankreich genossen wir bei einem Glas Rotwein und gutem Essen und dann hieß es: Au revoir!

Geschichte, Kultur und Natur im Komplettprogramm

Selten hatten wir auf unseren Touren diese unglaublich umfangreiche Mischung aus Kultur, Geschichte, Natur und Erholung. Das lag sicherlich auch daran, dass wir nicht direkt in der Ferienzeit unterwegs waren. Zwei Wochen später hätten wir möglicherweise nicht mehr diese Ruhe auf Dordogne und Vézère gehabt. Die Region ist einer der beliebtesten Touristenhochburgen, nicht nur bei Paddlern. Und das zu Recht. Von den vielen Sehenswürdigkeiten, wie Höhlen und Schlössern, haben wir nur einen Bruchteil kennengelernt. Dazu kommt, dass Frankreich ein Paradies für Gourmets ist. Und natürlich ist der Wein hervorragend, meistens jedenfalls.

Informationen zu den Flüssen

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Unser altes Buch und Flussführer "Die Dordogne" gibt es nicht mehr oder vielleicht noch irgendwo auf dem Bücherflohmarkt.

Dafür gibt es eine modernere Variante: Kanu Kompakt Dordogne

Beide Flüsse, Dordogne und Vézère, sind im DKV-Auslandsreiseführer Band3 Südfrankreich/Korsika aufgeführt.

Natürlich gibt es für die ganze Region Dordogne und Vézère noch mehr Bücher und gedruckte Produkte.

Wer sich vor einem Besuch zu Paris informieren möchte, die Auswahl ist schier unendlich.

Wenn Sie mit dem Auto oder Camper nach Frankreich möchten, denken Sie an die anfallenden Mautgebühren. Neu sind auch Umweltzonen in manchen Städten, wie z.B. Paris. Eine gute Anlaufstelle für Mautinformationen ist der ADAC.