Im gesuchten Jahr des Geschehens wurde Portugal Fußballeuropameister. Und das in Frankreich! Wir aber waren mit unseren Faltbooten weder in Frankreich noch in Portugal unterwegs. Das Ziel war das Dreiländereck: Tschechien, Slowakei und Österreich mit einem längeren Abstecher nach Ungarn.
Wir starteten auf der Thaya, weiter über die March und Donau bis in die Mosoni-Donau.
Reiseroute: Animation Thorsten Klook
Břeclav/Lundenburg
Treff- und Startpunkt der Bootsbesatzungen war der Campingplatz Apollo in der Nähe von Břeclav, Tschechien, Südmähren. Die kleine Stadt liegt am Fluss Thaya. Dort wollten wir die Tour mit unseren Faltbooten starten. Bis es jedoch soweit war und alle Teammitglieder von ihren Wohnorten eingetroffen waren, dauerte es noch etwas. So hatten wir Zeit, das Schloss in Lednice/Eisgrub zu besichtigen. Der Fußweg war nicht zu weit, knapp 3 km hin und nach der Besichtigung auch wieder zurück. Für die vier Kids und unseren Hund war die Bewegung eine willkommene Abwechslung.
Das pompöse Schloss hat einen wunderbaren Park und ein Tropenhaus und ist eine echte Perle.
Weitere Informationen findet man auf der offiziellen Internetseite des Schlosses.
Schloss Lednice
Start mit kleinen Hindernissen
Der Campingplatz war von der Bootseinsatzstelle in Břeclav zu weit entfernt. Also hatten wir zwei Herausforderungen: Wir mussten die Boote die 5 km bis zum Fluss schaffen und dann noch einen geeigneten, möglichst überwachten Stellplatz für die Fahrzeuge finden. Wir fragten bei einem Hotel nach, ob es möglich wäre, die Fahrzeuge dort unterzubringen. Sie hätten es gerne getan, hatten aber nicht so viele Stellplätze. Diese waren den Gästen vorbehalten, verständlicherweise. Zufällig war ein Polizist mit am Hotelempfang und hörte das Gespräch zwangsläufig mit. Er empfahl uns einen Stellplatz in der Nähe der Straßenbrücke und versprach, mit seinen Kollegen ein Auge auf die Autos zu werfen. Wie großartig war das denn bitte? Ist Ihnen das auch schon mal passiert?
Gesagt getan. Wir fanden den Parkplatz, übrigens damals kostenfrei, bauten die Boote auf und hatten ein drittes Problem. Eines der Autos hatte einen defekten Reifen. Ein Nagel hatte sich hineingebohrt. Wir suchten eine passende Werkstatt und fanden sie in Břeclav. Zu unserem Glück war sie offen und die Mitarbeiter halfen sofort! Wir sollten in einer Stunde wiederkommen. Dann sei alles fertig. Großen Dank an das Team von Hošek Motor! Sie hielten Wort. In der Zwischenzeit wurden die Boote aufgebaut, das Gepäck verstaut und die Kinder und der Hund bespielt und beschäftigt.
Dann war es endlich so weit. Wir starteten unsere erste Tagesetappe auf der Thaya. Eine ganze Weile paddelten wir durch die Stadt Břeclav. Dann wurde die Thaya zu einem Wald- und Wiesenfluss, der sich durch die Landschaft schlängelte. Irgendwann hatten wir dann auf der Steuerbordseite Österreich und auf der Backbordseite Tschechien. Nach 22 Kilometern mündete die Thaya in die March. Dort treffen sich auch die drei Länder Österreich, Tschechien und die Slowakei. Es wurde Zeit, einen Übernachtungsplatz zu finden. Das taten wir dann auch - auf slowakischer Seite.
Als wir unsere Zelte aufgebaut hatten, bekamen wir Besuch von einem Ranger. Er war freundlich und wies uns lediglich auf die Gegebenheiten hin, was zu beachten wäre. Aber das war für uns sowieso selbstverständlich. Und unser kleiner Hund hatte seinen Spaß mit den Mäusen.
Unterwegs auf der Thaya
Dürnkrut
Nach dem Frühstück, dem Abbau der Zelte und dem Gruppenfoto ging die zweite Etappe auf der March weiter. Das Wetter war bestens geeignet für die 24-km-Tour. Unterwegs wurden Badepausen eingelegt. Uns empfing eine nahezu unberührte Natur. Hier und da sah man einen Angler. Interessant waren die Fischerhütten am Ufer. Zum Schutz vor Hochwasser stehen die Hütten auf recht hohen Pfählen. Die Fische werden mit einem Netz gefangen, das wie über einen Kran, also mit Seilwinde und Umlenkrolle, abgesenkt und hochgehoben werden kann. Das nennt sich Daubelfischerei. Davon hatte ich zuvor noch nie gehört. Und meine nachträglichen Recherchen ergaben, dass diese Art der Fischerei auch nur in Österreich und nur auf Thaya, March und Donau betrieben wird. Jede dieser Fischerhütten ist ein Unikat.
Unsere Zelte schlugen wir nicht in Dürnkrut auf, sondern wieder auf der slowakischen Seite. Dort hatten wir eine große Wiese für uns. Zum Einkaufen sind wir einfach hinüber auf die andere Seite gepaddelt und zu Fuß in den Ort marschiert. Und zurück funktionierte das auf dem gleichen Weg.
Unterwegs auf der March bis Höhe Dürnkrut
Marchegg
Marchegg war das nächste Etappenziel. Auch für die 28-km-Strecke hatten wir bestes Paddelwetter bestellt. Wie sich herausstellte, war die March ein sehr guter Familienfluss. Keinerlei Hindernisse oder komplizierte Stellen waren von uns zu überwinden. Wir konnten die Natur und das herrliche Wetter ungestört genießen. Allerdings gab es keine offiziellen Campingplätze am Fluss. Das ist Fluch und Segen zugleich. Wir blieben, soweit es ging, auf der slowakischen Seite. Zwar ist auch in der Slowakei "wildes Campen" nicht erlaubt, aber die Behörden gehen damit locker und angemessen um. Das zeigte auch die Reaktion vom Ranger. In Österreich waren wir uns da nicht so sicher.
Unterwegs auf der March bis Marchegg
Bratislava
Der nächste Tag verhieß, aufregender zu werden. Unser Ziel war Bratislava, die slowakische Hauptstadt. Wir wussten, dass wir an diesem Tag auf der Donau paddeln würden, einem mächtigen Fluss mit Schiffsverkehr.
Aber zunächst starteten wir ganz entspannt unsere Etappe auf der March. Nach etwa 15 km erreichten wir die Marchmündung in die Donau. Auf der linken Seite sahen wir die Burg Devin. Sie ist zwar nur noch eine Ruine, trotzdem war es ein toller Anblick vom Wasser aus. Bevor wir in die Donau hineinfuhren, landeten wir zunächst rechts an und machten Mittagspause. Außerdem schauten wir uns die Gegebenheiten vor Ort an. Tom* und ich fuhren im Zweier testweise ein Stück in die Donau hinein und überlegten uns die geeignete Strategie, um ein Kentern zu verhindern. Die Donau kommt mit kräftiger Strömung und wenn man das nicht richtig angeht, kann es einen leicht "umhauen". Das wollten wir mit dem ganzen Gepäck und den Kindern tunlichst vermeiden.
Die Donau führte ordentlich Wasser. Was wir nicht wussten: Sie führte sogar Hochwasser. Aber das bekamen wir erst viel später so richtig mit.
Toms Vorschlag lautete, dass wir uns am linken Uferrand in die Strömung "hineinschleichen" bis wir die Geschwindigkeit der Donau aufnehmen könnten. Wie auf der Schnur aufgereiht, fuhren wir in Formation in die Donau hinein. Das Manöver klappte ausgezeichnet. Die Strömung brachte uns in einer unglaublichen Geschwindigkeit bis Bratislava. Wir fuhren rechts am Donaurand, denn auch Fahrgastschiffe und andere Binnenschiffe waren unterwegs. Ab und zu hatten wir das Gefühl, als ob wir über einen kleinen "Hügel" hinwegfahren. Wir vermuten einmal, dass wir wegen des Hochwassers über die ein oder andere Buhne hinwegrutschten, ohne es zu bemerken. Schon aus der Ferne sahen wir die Wahrzeichen der Stadt, die Burg und die Brücke mit dem "Ufo". Wir mussten bei dem Tempo aufpassen, dass wir nicht am Platz des Kanuclubs vorbeifuhren.
Als wir auch dieses Anlegemanöver geschafft hatten, bestaunten wir den vollen Platz! Überall waren Paddler. Wir waren mitten in der TID gelandet, in der Tour International Danubien! Die Teilnehmer hatten sich schon gefreut, dass endlich ein paar neue Gesichter auftauchten. Und dann auch noch mit Kindern und Hund. Wir mussten sie leider enttäuschen, denn wir hatten ein anderes Ziel. Aber wir fanden noch eine Lücke für unsere Zelte.
Für die Statistik: Von Marchegg bis zum Vodácky Klub Dunajčík waren es etwa 28 km.
*Namen geändert
Unterwegs auf der Donau
Die Donaupaddler waren in aller Frühe weg. Wir blieben noch einen Tag länger und besuchten die Stadt und die Burg ausführlich. Am Abend gab es zu unserer Überraschung über der Donau ein Feuerwerk. Das Schiff, von dem die Pyrotechnik gestartet wurde, lag direkt vor uns. Was wir auch nicht wussten: In Bratislava war gerade ein Treffen der EU-Regierungschefs. So kann es kommen, wenn man keine Zeitung liest und auch das Handy nicht die ganze Zeit benutzt. Unser kleiner Hund war von dem Feuerwerk natürlich nicht begeistert und schlotterte vor Angst. Aber auch das ging vorbei.
Bratislava
Rajka
Auch am nächsten Tag mussten wir noch ein Stück auf der breiten Donau weiterpaddeln. Wir wollten in die Mosoni-Donau übersetzen. Da gab es auf der Karte eine Stelle, die geeignet schien, so dass wir die Boote und das Gepäck nicht so weit umtragen müssten. Um dorthin zu gelangen, haben wir uns am rechten Donauufer gehalten und sind dabei einen wunderschönen Flussabschnitt gefahren. Ein Stück vor dem Wasserkraftwerk Čunovo legten wir rechts an. Dann trugen wir die Boote ein Stück über Land und setzten sie in einen schmalen Kanal wieder ein, genannt Szivárgó-csatorna (Leckkanal). Das klappte soweit ganz gut. An einer der Brücken wurde es dann eng. Sie war gerade so hoch, dass wir mit den Booten durchpassten, allerdings nur im Liegen. Die Mädels wollten nicht so dicht mit ihren Gesichtern an den Spinnennetzen vorbei. Das konnten wir verstehen...😉. Wir mussten noch ein paar Hindernisse umtragen. Aber das gelang ohne Probleme.
In Rajka, bereits in Ungarn, fanden wir einen kleinen und gut besuchten Campingplatz, Aranykárász, für die Nacht. An diesem Tag hatten wir etwa 20 km zurückgelegt.
Von der Donau in die Mosoni Donau in Ungarn
Halászi
Die Mosoni-Donau bot sich uns als sehr guter Familienfluss dar, ohne Hindernisse. Der Fluss schlängelte sich durch die Wiesenlandschaft und nach etwa 28 km erreichten wir den Campingplatz Maďarsko Camping in Halászi. Unsere Gastgeber hatten ein hervorragendes Restaurant! Übersetzt bedeutet Halászi übrigens Fischerdorf. Der kleine Ort hatte schöne barocke Bauernhäuser und sogar zwei Kirchen.
Mosoni Donau bis Halászi
Kimle
Und weiter ging unsere Reise auf dem Wasser. Nach etwa 8 km kam das Wehr in Mosonmagyaróvár. Davor teilte sich der Fluss, rechts zum Sperrwerk und links zum Schrägwehr mit Bootsgasse. Das schauten wir uns genauer an. Wir waren der Meinung, dass man die Rutsche gut befahren kann. Das war für alle eine lustige Abwechslung, nicht nur für die Kinder. Etwa 20 km später erreichten wir den Campingplatz Cvika Camping. Der hatte sogar ein schönes Restaurant. Wir waren fast die einzigen Gäste auf diesem sehr gut gepflegten Platz. Der Ort Kimle bot gute Einkaufsmöglichkeiten. Als wir an der Brot- und Kuchentheke etwas hilflos aussahen, wurden wir verblüfft: In sehr gutem Deutsch erklärte uns die Verkäuferin die Brotsorten und was in die kleinen, sehr gut aussehenden Küchlein als Füllung eingebacken wurde. Sensationell. Sie erzählte uns auch, dass sie Deutschunterricht in der Schule hatte. Einige Ortsbeschilderungen erfolgten auch zweisprachig.
In der Nacht zog ein heftiges Gewitter mit starkem Wind auf. Als es uns zu gefährlich erschien, in den Zelten zu bleiben, zogen wir auf die Terrasse des Restaurants um. Es rumste ordentlich. Und es dauerte. Irgendwann konnten wir aber zurück in die Zelte und noch ein wenig Schlaf finden.
Mosoni Donau bis Kimle
Dunaszentpál
Wir starteten nach dem Frühstück unsere nächste 20-km-Etappe nach Dunaszentpál. Dabei machte die Mosoni-Donau eine große Schleife um Kimle. Kurz vor dem Ortsausgang sahen wir noch ein paar alte Brückenpfeiler im Fluss, bezeichnet als Kimle Trianon emlékhely, also Gedenkstätte Kimle Trianon.
Der Campingplatz von Dunaszentpál befand sich in unmittelbarer Ufernähe und der kleine Ort war zu Fuß schnell erreichbar.
Mosoni Donau bis Dunaszentpál
Győr
Die sechstgrößte Stadt Ungarns, Győr, erreichten wir am frühen Nachmittag, nach gut 26 Kilometern. Ein Campingplatz am Ufer war weit und breit nicht zu sehen. Soweit wir das erkennen konnten, gab es lediglich einen innerstädtischen Platz, weit weg vom Fluss. Wir fragten beim örtlichen Ruderklub, Győri Atlétikai Club II. kerületi Dózsa - Evezős Szakosztály, ob wir uns mit unseren Zelten auf die Wiese stellen dürfen. Wir durften! Ganz lieben Dank an unsere Gastgeber! Und dann besuchten wir die hübsche und gepflegte Innenstadt.
Győr war auch gleichzeitig das Ziel unserer Paddeltour. Die Boote wurden getrocknet und abgebaut. Győr hatte einen Bahnhof mit sehr guten Verbindungen in alle Richtungen. Wir Kraftfahrer nahmen also den Zug bis Břeclav, mit Zwischenhalt in Wien. Die Nicht-Kraftfahrer besuchten die Basilika und nutzten die Zeit für einen Stadtbummel.
Győr
Esztergom
Eine der ältesten Städte Ungarns ist Esztergom. Sie war einst Ungarns Hauptstadt und Sitz des Erzbischofs von Ungarn. Die Burg von Esztergom wurde bereits 972 erbaut. Die größte klassizistische Basilika Ungarns - die Kathedrale "Unserer Lieben Frau und des heiligen Adalbert" - befindet sich ebenfalls in Esztergom. Das war ein Grund, um die Stadt zu besuchen. Wir waren ja gerade in der Nähe.
Wir erwischten leider einen ziemlich verregneten und kühlen Tag für unseren Besuch. Von der Kathedrale aus hatten wir trotzdem noch einen relativ guten Überblick auf die Donau und Sturovo, die slowakische Stadt auf der anderen Seite der Donau. Verbunden werden die beiden Städte durch eine Brücke, die 2001 eröffnet wurde.
Nach unserem Besuch der beeindruckenden Kathedrale hieß es Abschied nehmen. Ein Teil unserer Reisegruppe musste nach Hause. Die Arbeit rief bereits wieder.
Der Rest unserer Gruppe setzte seine Reise nach Budapest fort.
Esztergom
Budapest
Zunächst hieß es, den Campingplatz zu finden. Das dauerte etwas. Dafür war er dann recht zentral gelegen. Die Metro war ganz in der Nähe. Also haben wir am späten Abend schon einmal einen Abstecher in die Stadt gewagt. Dort war über der Donau gerade die Red-Bull-Airshow zu Ende gegangen. Die hatten wir glatt verpasst.
Am nächsten Tag besichtigten wir dann die Sehenswürdigkeiten ausführlich, überwiegend zu Fuß, aber auch mit dem Bus. Das Wetter meinte es wieder gut mit uns. Fast schon zu gut, denn es war ordentlich warm. Wir waren den ganzen Tag auf den Beinen und kamen ziemlich "Pflastermüde" auf dem Campingplatz an. Die Kinder hatten immer noch genug Energie, um mit den Kindern aus der Campingnachbarschaft Fußball zu spielen.
Budapest
Prag
Wie fast immer, wenn wir in der Nähe sind, machten wir Halt in Prag. Das lohnt sich, wie wir finden. Wir konnten durch die schöne Stadt bummeln und das gute Essen genießen. Die Kinder hatten ihren Spaß mit den Knabberfischen. Das kitzelte so sehr an den Füßen, dass sie nicht aufhören konnten zu lachen.
Prag
Alleine in der Natur
Obwohl schon fast in der Saison, waren wir auf der Thaya und March nahezu alleine unterwegs. Als Paddler ist man auf der Donau auch eher ein seltener Gast. Etwas voller wurde es erst auf der Mosoni-Donau. Gerade in den Ferien ist das doch ein beliebter Fluss. Die Thaya und March konnten wir auch mit den Kindern sehr gut bewältigen. Die Mosoni-Donau ist ebenfalls ein wunderbarer Anfänger- und Familienfluss und ohne große Schwierigkeiten befahrbar. Trotzdem gilt natürlich immer: Natürliche Gewässer sind stets in Bewegung und man sollte die Augen offen lassen. Hier und da kann doch unverhofft einmal ein Baum quer liegen.
Die Menschen, denen wir auf unserer 225-km-Paddeltour begegneten, waren freundlich, tolerant und hilfsbereit. Das setzt natürlich voraus, dass man ihnen ebenso mit Respekt und Freundlichkeit begegnet.
Informationen
Eine schöne Flussbeschreibung zur Thaya findet man hier.
Die Flussbeschreibung für die March gibt es hier.
Eine Zusammenfassung für beide Flüsse findet man hier.
Und auch für die Mosoni-Donau gibt es eine Beschreibung hier und hier.