Als ich 1998 beruflich nach Japan reisen durfte, war ich von diesem Land sofort fasziniert. Wir landeten in Osaka. Der Flughafen Kansai befindet sich auf einer künstlich angelegten Insel vor der Stadt. Und bereits der Landeanflug über dem Meer war ein Erlebnis. Mit der sauberen, pünktlichen und schnellen Bahn war man in gut 40 Minuten in der Stadt Osaka, die drittgrößte Stadt Japans.
Wenn man dienstlich unterwegs ist, bekommt man allerdings in der Regel nur wenig von den Sehenswürdigkeiten des Landes mit. Unser Hotel befand sich damals in Fukuyama. Jeden Morgen wurden wir zur Arbeit abgeholt und am Abend wieder zurückgefahren. Mein Chef und ich hatten dann allerdings noch ein verlängertes Wochenende angehängt und sind ein wenig auf touristischen Pfaden gewandelt. Wir waren damals zur berühmten Kirschblüte vor Ort. Das ist beeindruckend! Von Osaka aus unternahmen wir Tagestouren nach Kyoto und Nara. Für die erste Tour nach Kyoto buchten wir eine Busreise. Das hatte den Vorteil, dass wir uns nicht selbst um die Reiseroute kümmern mussten. Allerdings waren wir zeitlich sehr eingeschränkt. Wir wurden von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gefahren, hatten dort eine gewisse Zeit zur Besichtigung und dann ging es zurück zum Bus. Es gab damit nur wenig Zeit, um die Umgebung "einzutauchen", die Details aufzusaugen oder einfach im Moment zu ruhen. Unsere Reisebegleiterin, mit einem rosa Sonnenschirm, marschierte vorweg und die ganze Gruppe hinterher. Und natürlich waren wir nicht die einzige Reisegruppe. Die Parkplätze waren gut besucht und mit Touristenbussen belegt. Mitunter reichte es gerade so für ein Foto.
Wir wurden mutiger und fuhren nach Nara mit der S-Bahn. In Osaka war das kein Problem. Auf dem Bahnhof war alles in Englisch beschriftet. Auf der S-Bahn-Strecke in Nara (damals) noch nicht. Wir prägten uns also das japanische Schriftzeichen für Nara ein und wussten auch, wann die Bahn ankommen müsste. Und auf die japanische Bahn ist Verlass. Das klappte also auch. Zusätzlich bekamen wir damals vom Hotel ein Halsband mit. Da war die Hoteladresse aufgedruckt, damit wir nicht verloren gehen... ;-) Im Zweifel hätte man das einem Bus- oder Taxifahrer zeigen können. Aber soweit kam es nie.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf, plante ich, 25 Jahre später, eine weitere Japan-Reise, gemeinsam mit meiner Familie. Für die Sehenswürdigkeiten wollten wir nach Möglichkeit unser eigenes Tempo bestimmen. Damit fiel eine Reisegruppe aus. Individuell und unabhängig sollte es sein, genau so, wie wir auch unsere Camping- und Kajaktouren planen. Trotzdem könnte Hilfe nicht verkehrt sein. Japan hat so vieles zu bieten und wenn die Zeit nicht unlimitiert ist, muss man sich leider festlegen. Das fällt in Japan definitiv nicht leicht. Erste Anlaufstation in solchen Fällen ist natürlich das Internet oder sind die sozialen Kanäle. Es gibt viele schöne bunte Fotos und man kann eine erste Vorauswahl treffen. Letztlich entschieden wir uns jedoch dafür, mit einem Profi zu reden. Und diese professionelle Hilfe erhielten wir bei Asien Special Tours. Das Team um Frau Hörst organisierte und plante die Reise perfekt auf unsere Wünsche zugeschnitten. Ich neige nicht zu Superlativen, aber hier sind sie berechtigt. Auf der Reise hatten wir jede Unterstützung, wenn wir sie benötigten und waren trotzdem individuell unterwegs. Das Team vor Ort, erreichbar per App oder Messenger, beantwortete jede Frage oder die wenigen Unklarheiten und räumte eventuelle kleine Problemchen sofort aus dem Weg.

Wir landeten, nach einem 13-Stunden-Flug und einem zeitlichen Vorsprung von 7 Stunden gegenüber Deutschland, in Tokio. Beim Landeanflug in den Morgenstunden sahen wir die Spitze des heiligen Berges Fuji aus den Wolken herausschauen. Was für ein Empfang!
Auf dem Flughafen Tokio-Haneda wurden wir bereits erwartet und erhielten die Reiseunterlagen für die nächsten drei Wochen. Man erklärte uns, wie und wo die PASMO-Karte für die S- und U- Bahnen funktioniert, übergab uns die Japan-Rail-Pässe, um die Expresszüge und die berühmten Shinkansen nutzen zu können und weitere spezielle Bahn- und Busfahrkarten. Dazu gab es eine nummerierte Liste. So wussten wir ganz genau, an welchem Tag wir welche Tickets nutzen mussten. Absolut durchdacht. Außerdem erhielten wir einen WLAN-Router. So waren alle unsere Mobilfunkgeräte im japanischen Mobilfunknetz eingebucht und wir hatten überall Internetempfang. In den Hotels konnte man den Router wieder aufladen. Dort war das WLAN inklusive. Im Laufe unserer Reise stellte ich fest, dass sogar die Abfahrt- und Ankunftszeiten der gebuchten Züge, Bahnen und Busse immer einen tieferen Sinn hatten und so gelegt wurden, dass wir einerseits die Anschlussverbindungen bequem erreichten, andererseits aber auch nie in die Rushhour mit unserem Gepäck kamen. Noch eins vorweg: In den 25 Jahren hat sich in Japan touristisch so ziemlich alles verändert. Orientierungshilfen gibt es an jeder Ecke, auch in Englisch und in den Zügen mitunter in mehreren Sprachen. Und falls wir doch einmal einen fragenden Blick auf die Anzeigetafeln warfen, war meist sofort ein Angestellter da und half. Wir fühlten uns jedenfalls jederzeit sicher unterwegs.
Tokio
Tokio ist riesig. Die Fahrt mit dem Auto zu unserem Hotel Gracery Shinjuku dauerte schon eine ganze Weile. Und Tokio erwartete uns mit den prognostizierten hohen Temperaturen. Da wir noch auf die Ferienzeiten angewiesen waren, wurde es ein Sommerurlaub.
Am Hotel angekommen, gab es zunächst eine leichte Verwirrung. Man hatte für uns ein Zimmer mit early check in gebucht. Das zweite Zimmer sollte dann am Nachmittag zur Verfügung stehen. Die freundliche junge Frau am Empfang teilte mir mit, dass das erste Zimmer schon einen Tag früher gebucht wurde, man uns demnach schon einen Tag früher erwartet hatte. Aber Japan ist Japan und da gibt es keine ungelösten Probleme. Nach einer kurzen Rücksprache mit Ihrer Chefin hatten wir Minuten später unser Zimmer. Alles war tip top in Ordnung und unser Reisebüro Asien Special Tours hatte uns kleine Überraschungen auf das Zimmer hinterlegen lassen.
Die Japaner lieben ihre Toiletten. Diese sind vollautomatisch und bieten die unterschiedlichsten Funktionen. Sie reinigen sich fast von alleine und es macht durchaus Spaß, die ganzen Knöpfe einmal auszuprobieren. Darauf komme ich später noch einmal zurück.
Nach einer Ruhepause wagten wir uns am späten Nachmittag in die nähere Umgebung des Hotels. Das Amüsierviertel Tokios, Shinjuku Kabukicho, erwartete uns mit bunten Lichtern und vielen kleinen Geschäften. Kabukicho ist quasi die Reeperbahn von Tokio, aber doch völlig anders. Mit unseren großen Kindern mussten wir natürlich eines der Automatengeschäfte besuchen. Und zu unserem Erstaunen haben wir sogar etwas gewonnen! Wir bummelten durch das Viertel mit den kleinen Clubs, verrauchten Bars und dem "Golden Gai"-Bezirk. Hier ist fotografieren unerwünscht. Steht jedenfalls so an den vielen kleinen Bars. Auch Nichteinheimische sind nicht so gerne in diesen Bars gesehen. Woran das wohl liegen könnte? Wir sahen sogar Sicherheitspersonal, welches das Nichtfotografieren überwachte.
Reiseroute in Japan: Thorsten Klook
Überall gab es diese Getränkeautomaten mit Wasser und diversen anderen alkoholfreien Getränken. Einige Automaten hatten auch Bier im Angebot. Die Preise waren erträglich und betrugen um die 100 bis 130 Yen, umgerechnet unter einem Euro. Nur an absoluten Tourismusplätzen waren die Preise etwas höher, aber immer noch moderat. Im Vergleich: eine Flasche Wasser aus dem Automaten am Münchner Flughafen im Sommer 2023: 2,50 Euro. Diese Automaten hatten uns dann auch in den nächsten Urlaubstagen das "Überleben" bei weit über 30 Grad gesichert.
Der erste Versuch mit einem Mittagessen war übrigens so mittelprächtig erfolgreich. Unsere Jungs hatten ordentlich Appetit und sich Bällchen mit Hähnchenfleisch bestellt. Das sah gut aus. Die Portionen waren allerdings viel zu groß und es mundete dann anscheinend doch nicht so recht. Das war eine wichtige Lektion für die kommenden Tage. Erst einmal probieren und dann nachbestellen, wenn es schmeckt.

Mehr durch Zufall als durch Strategie - wir ließen uns einfach treiben - kamen wir am Hamazono Shrine vorbei und tingelten dann zum Hotel zurück. Dort fanden wir einen der 7-eleven-Läden. Dort gibt es so ziemlich alles für den Hunger und Durst zwischendurch und es lässt sich auch ganz einfach Geld an den Automaten tauschen.
Um 6.30 Uhr war schon wieder Wecken, denn pünktlich um 8.30 Uhr erwartete uns unser Guide Kiyoshi in der Hotellobby. Und Frühstück gab es ja vorher auch noch.
Wir fuhren mit der U-Bahn bis zum Tsukiji Outer Market. Das war einmal der alte Fischmarkt. Dieser wurde inzwischen an eine andere Stelle in Tokyo verlegt. Übrig geblieben sind jedoch die kleinen Marktgeschäfte, etwa 400 an der Zahl. Man findet dort eine schier unendliche Auswahl an Gewürzen, Meeresfrüchten, Früchten, Lebensmittel und Waren des täglichen und nicht- täglichen Bedarfs. Wir blieben bei einem Messerschmied hängen, der unsere Mitbringsel vor Ort mit unseren Namen gravierte. Auch die salzigen, kalten Gurken am Spieß, sorgten für Salznachschub bei der Hitze.
Weiter ging es zum Hamarikyu Garden, früher ein Garten des Shoguns der Edo-Periode. Wer sich auskennt oder ein paar entsprechende Filme gesehen hat weiß, dass Tokio früher einmal Edo hieß. Im Hamarikyu Garden gab es ein kleines Teehaus. Bevor man dieses Teehaus betritt, werden die Schuhe ausgezogen und in historischen hölzernen Schließfächern hinterlegt. Kiyoshi zeigte uns dann, wie man den Matcha-Tee richtig trinkt. Dazu gab es eine leckere Süßigkeit - Wagashi.
Wer einmal in Tokio ist, besucht auch seinen größten Schrein, den Asakusa-Schrein, gesprochen Asaksa. Dementsprechend wimmelte es hier von Touristen aus aller Welt und wir waren ja selbst Touris ;-)
Die nächste Station unserer Tour war Kappabashi-dori. Ein Viertel mit Geschäften für alle wichtigen und unwichtigen Dinge rund um die Küche. Wer also ein Restaurant hat oder gründen möchte: Dort dürfte keine Frage offen bleiben. Für uns besonders interessant waren die hochwertigen japanischen Küchenmesser. Die Auswahl ist riesig. Die Preise entsprechend auch.
Der letzte Besichtigungs-Stopp des Tages war Ameyoko, der ehemalige Schwarzmarkt. Hier gibt es wieder unendliche Gelegenheiten zum Einkaufen, wenn man möchte.
Zu guter Letzt half uns Kiyoshi bei der Aktivierung der JR-Pässe, der Reservierung der Shinkansen-Sitzplätze und bei der Gepäckreservierung. Das hätte ich ohne ihn nicht so einfach hinbekommen. Die ganze Prozedur dauerte bestimmt eine Stunde und Kiyoshi konnte in Landessprache ganz anders und viel schneller verhandeln. Das hatte er, aber auch das Bahnpersonal, wirklich großartig gemacht. Die Freundlichkeit und der gegenseitige Respekt sind schon beeindruckend.
Ziemlich kaputt von der Lauferei kamen wir dann im Hotel an und ließen den Tag ausklingen. Man sollte das nicht unterschätzen. Städtereisen sind anstrengend. Zumal bei den vorhandenen Temperaturen.
Ohne Guide machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg zum Meiji-Schrein. Die U-Bahn brachte uns dorthin. Das U-Bahn-System in Tokio ist durchdacht und übersichtlich. Jede Station hat ihre eigene Nummer auf der entsprechenden Linie. Alles ist ordentlich beschriftet, auch in Englisch und auch die Durchsagen in den Zügen sind zweisprachig. Man muss nur wissen, ob sich die Zielstation in aufsteigender oder absteigender Zählrichtung befindet und schon weiß man auch, in welchen Zug man einsteigen muss, denn auf den Bahnsteigen ist die nächste Station ebenfalls entsprechend beschriftet. Unterschiedliche Linien haben unterschiedliche Farben. Diese Farben sind auch im Bahnhof überall zu sehen, und zwar auf dem Boden oder sogar am Handlauf. Man folgt also einfach der Spur. Die Bahnwaggons halten auf den Zentimeter genau, am Haltepunkt der Türen. Diese Haltepunkte sind aufgezeichnet und man kann sich schon mal dort hinstellen. Besonders aufgefallen ist uns die extreme Sauberkeit. Man findet nur sehr wenig Müll auf den Straßen, allerdings auch keine Mülleimer. Die Japaner nehmen ihren Müll einfach mit nach Hause. Das sorgte natürlich dafür, dass auch wir unsere leeren Trinkflaschen ewig mit uns herumtrugen, bis wir dann vielleicht mal einen Entsorgungsbehälter gefunden hatten. An jeder großen Kreuzung gab es Polizeihäuschen, die auch besetzt waren. Jede Baustelle hatte Aufsichtspersonal und lenkte dort die Fußgänger und Radfahrer, obwohl das meist nicht nötig gewesen wäre: Die Wegeführung war auch so eindeutig.
Wir hatten im Vorfeld von der "Alle-Gehen-Kreuzung" in Shibuya gelesen. Zu Spitzenzeiten gehen hier 15.000 Menschen gleichzeitig über die Kreuzung. Das wollten wir auch sehen. Allerdings hatten wir wohl den falschen Zeitpunkt erwischt. Ganz so spektakulär war es bei uns nicht, aber wir konnten es uns durchaus vorstellen.
Unseren Einkaufsbummel erledigten wir im Stadtbezirk Ginza, im Uniqlo-Store. Das Geschäft hat 12 Etagen und ist riesig. Die Jungs hatten "reiche Beute" gemacht.
Am Abend besuchten wir den Skytree-Tower. Mit 634 m ist er wohl der höchste Fernsehturm der Welt und nach dem Burj Khalifa und dem PNB in Kuala Lumpur das dritthöchste Bauwerk der Erde (Stand Juli 2023). Der Turm hat 29 Stockwerke und wurde 2012 eröffnet. Zum Glück kann man da bequem mit einem Fahrstuhl hochfahren und muss nicht laufen. Der Blick auf das abendlich beleuchtete Tokio war den Eintritt auf jeden Fall wert, wie wir fanden.
Tokio-Impressionen - Fotos Thorsten Klook
Nikkō
Nun begann der kulturelle und historische Teil unserer Reise. Nikko ist eine kleine Stadt in der japanischen Präfektur Tochigi in den Bergen nördlich von Tokio.
Hier befindet sich der Toshogu, ein berühmter Shinto-Schrein aus dem Jahr 1617. Wir machten uns also auf den Weg zu einem Tagesausflug dorthin. Unser Jüngster übernahm den mobilen WLAN-Router. Um 8.00 Uhr ging es zum Shinjuku Bahnhof und mit der JR-Line ging es in 15 Minuten zum Bahnhof Tokio. Um 8.56 Uhr fuhr unser Shinkansen TSUBAYA nach Utsomomiya. Dort stiegen wir in einen Zug der Nikko-Line um. Alles pünktlich auf die Minute. In Japan kann man wirklich sorglos Bahn fahren.
Und wenn das so gut funktioniert, macht man das auch, nicht wahr liebe Deutsche Bahn? Insgesamt waren wir gute 2 Stunden unterwegs. Vom Bahnhof in Nikko wanderten wir in Richtung Shinkyo-Brücke. Unterwegs gab es leckere Naschereien an einer Crepes-Bude. Von der Brücke aus ging es weiter in Richtung Nikkozan Rinno-ji Tempel. Fotos innerhalb der Tempel sind meistens nicht gestattet.
Nächster Haltepunkt war der Toshogu Schrein. Das ist ein wunderschöner Tempel. Er rühmt sich, der prachtvollste in ganz Japan zu sein. Die detailreichen Schnitzereien sind auch wirklich wunderbar anzusehen. Gold glänzt an jeder Ecke. Ein ganz berühmter Bestandteil sind die drei Affen an einem Holzpanel, zu finden an einem Nebengebäude. In Japan ebenso bekannt ist Nemuri-neko, die schlafende Katze. Ich muss gestehen, dass ich fast daran vorbeigelaufen wäre. Sie ist nicht so groß und wuchtig, aber sehr schön in ihrer Schlichtheit. Sie ist das Werk des Künstlers Hidari Jingorō und befindet sich am östlichen Korridor zum Grabmal von Tokugawa Ieyasu in einem Nebenschrein.
Unsere letzte Station in Nikko war die Imperial Villa mit ihrem sehr schönen Garten. Der Tag verging wie im Fluge, allerdings merkten wir natürlich unsere schweren Beine. Wir hatten durchaus sommerliche Temperaturen von deutlich über 30°C.
Unterwegs in Nikko - Fotos Thorsten Klook
Noch einmal Tokio
Unser letzter Tag in Tokio begann. Von unserem Shinjuku-Bahnhof, dem größten Bahnhof der Welt, nahmen wir die S-Bahn nach Odaiba. Es war wieder so heiß, dass die Luft flimmerte. In Odaiba steht die Freiheitsstatue. Ja richtig gelesen. Es gibt mehrere solche Statuen weltweit. Anschließend besuchten wir das Team Labs Planets. Das ist ein digitales Museum für alle Sinne. So gab es einen Wasserbereich, einen Bereich mit hängenden Blumen, die Kristallwelt und noch einige andere Überraschungen. Wir fanden es grandios und können es nur empfehlen.

Ganz in der Nähe unseres Hotels war das Katzencafé. Wenn man kein Haustier hat, kann man hier Katzen streicheln. Dafür wurde Werbung an einer großen 3D-Werbetafel an der Kreuzung gemacht. Diese Werbetafel hat mich schon beeindruckt. Man steht so an der Kreuzung und die Blicke werden automatisch dorthin gelenkt, weil es bewegte Bilder sind - und Ton ebenfalls dazu!
Am Abend tingelten wir noch einmal durch das bunt beleuchtete Vergnügungsviertel von Tokio, mit den "Schulmädchen" im Minirock und Lolita-Fetisch. Dort sieht es übrigens morgens auch durchaus unordentlich aus und ein paar "Alkoholleichen" nüchtern hier und da aus. Aber alles völlig ungefährlich. Und ruck zuck ist der ganze Müll vom Vorabend auch wieder verschwunden. Tokio ist modern, laut, freundlich, zurückhaltend, höflich, diszipliniert, effizient und pünktlich.
Wir hatten es erlebt, dass sich das Zug-Reinigungspersonal nach getaner Arbeit vor dem Zug aufstellte und verneigte. Das mag für so manchen Europäer seltsam erscheinen. Aber man hatte ebenfalls das Bedürfnis, sich zu verneigen. Das ist wie ein gegenseitiges Dankeschön und sorgt für gute Laune. Und daran kann nichts falsch sein, wie wir finden...

Hakone
Auf in die Berge. Um 9.00 Uhr checkten wir aus dem Hotel völlig reibungslos aus und fuhren wieder zur Tokio Station. Von dort ging es weiter mit dem Shinkansen bis Odawara. Wie immer waren alle Züge pünktlich, ich wiederhole mich da auch sehr gerne.
Unsere kleinen Handgepäckkoffer hätten problemlos in der Ablage oberhalb der Fenster einen Platz gefunden. Aber unser großer Reisekoffer war dafür zu sperrig. Deshalb hatten wir vorher extra Gepäckraum buchen müssen. Dieser Gepäckbereich war hinter unseren Sitzen. Da konnten wir dann auch die restlichen Koffer unterbringen.
Die Sitze im Shinkansen lassen sich übrigens in Fahrtrichtung oder gegen die Fahrtrichtung stellen. Das wird normalerweise automatisch gemacht, wenn der Zug die Fahrtrichtung ändert. Sie lassen sich bei Bedarf aber auch manuell umstellen. Das haben wir erlebt, als ein paar Fahrgäste dazu kamen, die ihr Gepäck sonst nicht unter bekommen hätten (wohl nicht rechtzeitig gebucht, oder nicht gewusst...) Jedenfalls haben Sie die Sitze einfach zueinander gedreht, sodass für das Gepäck wieder Platz hinter den Sitzen war. Nun stießen zwar die Knie etwas aneinander, aber das störte keinen der Reisenden. Einfach genial gemacht.
Die Shinkansen-Strecken werden übrigens nur von den Shinkansen-Zügen befahren, sonst fährt da kein anderer Zug. Also müssen sie sich nicht die Gleise mit Güterzügen oder anderen Regionalzügen teilen.
Mit der Hakone-Tozan-Linie ging es dann weiter bis Gora. Wir hatten eigentlich nur kleine Handgepäck-Koffer dabei. Aber auch einen großen Koffer. Und für den war im engen und vollen Waggon kaum ein Platz zu finden. In Gora angekommen, mussten wir erst einmal das richtige Schild finden, um herauszufinden, wo der Shuttlebus zum Hotel fährt. Das gestaltete sich wie beim Spiel Monkey Island, falls das noch jemand kennt...? Der Hinweis war irgendwo versteckt. Die Shuttlebusstation war hinter einem Tunnel gelegen. Aber bis ich das herausfand, suchte ich die Schilder am Bahnhof mit dem entsprechenden Hinweis ab. Und dann war Mittagspause. Also warteten wir.
Irgendwann kam dann auch der Shuttlebus. Allerdings war der Bus auch wieder sehr klein und eng und der dicke Koffer passte nirgendwo so richtig hin. Ich stellte ihn einfach auf einen freien Sitz. Das funktionierte. Der Bus brachte uns in nur 15 Minuten bis zum Hotel TEN-YU. Das ist ein traditionelles Hotel mit Onsen-Bad, also heißer Quelle und einer Badewanne auf dem Balkon :-) Die Wanne wurde ebenfalls aus der heißen Quelle gespeist. Und natürlich wurde das ausprobiert. Hinter dem Haus war ein kleiner Wald und die Zikaden machten ihr Ständchen. Und das Rauschen eines kleinen Bachs war auch noch zu vernehmen. Kann man sich das vorstellen? Man liegt also in der Badewanne auf dem Balkon, mit Blick zum Wäldchen, und im Hintergrund zirpen die Zikaden im Einklang mit dem Rauschen des Baches. Einfach wunderbar.
In Hakone gibt es ein Freilichtmuseum mit zeitgenössischer Kunst zu entdecken, sowie eine eigene Ausstellung zu Picasso. Das freundliche Hotel-Personal hatte extra einen Shuttle-Bus gerufen, damit wir noch pünktlich ankommen würden, kurz vor Einlass-Schluss.
Der Fußmarsch zurück dauerte dann nur 20 Minuten, allerdings den Berg hinauf. Wir "Alten" setzten uns anschließend in den Hotelgarten und genossen die Live-Musik mit Gesang. Die Jugend chillte auf dem Zimmer.
Sieben Jahre länger
Ein neuer Tag brach an. Nach dem Frühstück, so gegen 9.00 Uhr, waren wir marschbereit. Mein Plan war es, den direkten Weg zur Seilbahn zu nehmen. Allerdings schien es keinen Fußweg zu geben. Nach einem kurzen Disput mit der Familie nahmen wir den Shuttlebus nach Gora. Von dort ging es mit der Kabelbahn weiter bis zur Seilbahnstation, also erst wieder den Berg hinunter und dann wieder hinauf.
Die Seilbahn fuhr hinauf zum Kowakadani. Die ganze Gegend ist Erdbeben aktives Gebiet. Warnschilder weisen auch darauf hin. An besonders aktiven Tagen sollten Menschen mit Lungenbeschwerden nicht hinauf, da der Schwefelanteil in der Luft dann besonders hoch ist. Auch der Silberschmuck läuft dann besonders schnell an!
Auf der Fahrt hinauf auf zum Kowakadani konnten wir erneut den Fuji bewundern. Diesmal noch dichter und richtig fotogen.
Als Delikatesse überall verkauft wurden die, in den Schwefelquellen gekochten, schwarzen Eier. 4 Stück gab es für 500 Yen. Die Legende besagt, dass man bei Genuss eines Eies 7 Jahre länger lebt. Ja, keine weiteren Fragen bitte an dieser Stelle... :-) Wir nehmen das einfach mal so hin. Es schmeckte wie ein normal gekochtes Ei. Vielleicht ein wenig schwefelig im Abgang.

Auf der anderen Seite des Berges gibt es einen Vulkansee, den Ashinoko- oder kurz Ashi-See. Dorthin gelangt man ebenfalls mit der Seilbahn. Wir fuhren hinunter, enterten eines der dort verkehrenden Piratenschiffe und ließen uns über den Ashi-See fahren. Am Ziel angekommen, wanderten wir die kleine Halbinsel hindurch, am Seeufer entlang. Der Weg war so schön wie ein Park angelegt, mit einem wunderbaren Aussichtspunkt auf den Mount Fuji. Wir hatten an diesem Tag wirklich Glück und er war sehr gut zu sehen.
Weiter ging es zum nahegelegenen Shrine und anschließend mit dem Bus zurück zum Hotel. Eigentlich war das der falsche Bus für unseren Hakone-Pass. Mit diesem Pass konnte man die Hakone-Verkehrsmittel kostenlos benutzen. Aber dies war ein regulärer Bus. Wir wollten jedoch nicht noch länger warten und dank der PASMO-Card konnten wir mitfahren. Die französische Familie, die wir an der Haltestelle trafen, konnten das leider nicht und mussten die Haltestation wechseln.
Um das Problem mit dem sperrigen Gepäck in den kleinen Bussen und der Bahn zu umgehen, orderte ich für den nächsten Morgen ein Taxi, das uns direkt bis nach Odawara bringen würde, zur Weiterfahrt zu unserem nächsten Ziel.
Der Abend gehörte ganz den Zikaden und ihrer Musik...
Hakone Nationalpark - Fotos Thorsten Klook

Takayama
Und weiter ging unsere Reise von den Bergen Hakones in die nördlicher gelegenen "japanischen Alpen" nach Takayama. Das Taxi war pünktlich. Der Shinkansen nach Nagoya und auch der Expresszug nach Takayama brachten uns pünktlich zum Ziel. Unser Hotel "Wood" war nur 950 m vom Bahnhof entfernt. Das schafften wir auch locker zu Fuß und ohne Shuttleservice.
Takayama hat einen wunderbaren traditionellen Stadtkern mit kleinen Handelshäusern und Sake-Brauereien. So stellt man sich das alte Japan vor. Allerdings ist die Altstadt auch nicht sehr groß.
Man kann und sollte sich daher für die kleinen Geschäfte ausreichend Zeit nehmen. Und für die Sake-Liebhaber gibt es lauter Probiermöglichkeiten.
Von allen Toiletten, die wir bisher in den Hotels so vorfanden, stach dieses Modell noch einmal heraus. Sobald man den Toilettenraum betrat, öffnete sich der Deckel ganz von allein, wie von Zauberhand. Man wurde also bereits nach dem Aufstehen mit einem fröhlichen "Guten Morgen" begrüßt und eingeladen, das Örtchen auch zu benutzen.

Von den Sake-Brauereien gibt es in Takayama sieben an der Zahl. Und die machen das dort schon seit über 100 Jahren. Zur Edo-Zeit sollen es wohl sogar 56 Brauereien gewesen sein.
Nun, ich habe die ganzen Sorten nicht alle probiert und bin auch kein Spezialist geworden. Aber es gibt geschmacklich durchaus Unterschiede. Wen das interessiert, der ist hier in Takayama genau richtig.

Shirakawa-go
Den Vormittag verbrachten wir noch in Takayama und besuchten den Morgenmarkt.
Gegen Mittag fuhr dann unser Epress-Bus mit reservierten Plätzen nach Shirakawa-go. Das dauerte ca. eine Stunde. Dieser Ort ist Weltkulturerbe. Wir bestaunten die grünen Reisfelder und die alten traditionellen, mit Stroh gedeckten Häuser, Gasshō-zukuri genannt, und besuchten eines der Cafés. Auf dem Boden, vor dem Fenster sitzend, lecker Kuchen naschend und Tee schlürfend, beobachteten wir die ruhige Umgebung und schöne Landschaft. Wir hatten da sicherlich auch Glück. Es waren nicht übermäßig viele Touristen vor Ort. Das mag nicht immer so sein, denn Shirakawa-go ist touristisch durchaus sehr gut frequentiert.
Die Zeit verging schneller als gedacht. Um 17.00 Uhr machten die Geschäfte schon wieder alle zu und kurz danach fuhr auch unser Bus zurück nach Takayama.
Der Tag verging wie im Flug und am Abend bereiteten wir schon alles für unsere Weiterreise nach Kyoto vor.

Kyōto
Muss ich noch einmal erwähnen, dass wir auch in Kyoto pünktlich, wie geplant, ankamen? Nein, aber ich mache es trotzdem.
Allerdings funktionierte eine unserer PASMO-Karten nicht richtig. Beim Verlassen der U-Bahn-Station gab es einen "Alarm" und wir mussten uns sozusagen heraus schummeln. Um das Problem aufzuklären, gingen wir zu einem Bahnzugang, der mit Personal besetzt war. Der freundliche Mitarbeiter erledigte das mit zwei Klicks am Computer, fertig.
Und auch der Check-in im Hotel klappte reibungslos. Ich denke, man merkt an meiner Beschreibung, dass uns das schwer beeindruckt hat.
So hatten wir noch genügend Zeit, uns das Schloß Nijo-jo anzusehen. Obwohl wir etwas spät dran waren, hatten wir dadurch den Vorteil, dass es auch nicht so voll war. Die Reisebusse, die sonst den Parkplatz befüllen, waren schon alle weg und es gab keine Warteschlange zum Eingang.
In der Zwischenzeit bekam ich über die Self-Guide-App die Information, dass im Hotel Wood in Takayama eine Sonnenbrille gefunden wurden. Die hatte einer unserer Söhne dort vergessen. Das Hotelpersonal hätte sie eingepackt und nachgeschickt! Aber das wäre den Aufwand nicht wert gewesen. Trotzdem, vielen Dank dafür!
In Kyoto hatten wir wieder eine Reiseleiterin. Yoshika erwartete uns am nächsten Morgen bereits in der Lobby. Gemeinsam fuhren wir nach Arashiyama, zum Affenpark und anschließend zum Bambuswald. Auch der goldene Tempel Kinkaku-ji ist ein Muss auf der Liste. Das Thermometer im Taxi, dass wir zwischendurch benötigten, zeigte 41°C. Man kann also durchaus sagen, dass wir einen sehr warmen Tag erwischt hatten...

Der Aufstieg zum Affenpark Iwatayama in Kyoto ist recht lang und dauert, je nach Kondition, 20 Minuten oder länger. Die japanischen Makaken hatten, wie man sieht, ihren Spaß im Wasser.
Man kann die Affen auch füttern. Dazu gibt es ein Häuschen, das vergittert ist. Dort begeben sich nun nicht die Affen, sondern die Menschen hinein und füttern die Affen von innen nach außen...
Das ist natürlich ein Highlight, insbesondere auch für Kinder. Allerdings gab es wieder Touristen, die es übertreiben mussten und die mehr als deutlichen Hinweise zur Zurückhaltung und Abstandswahrung einfach ignorierten. Ich verstehe es nicht, warum man sich an einfache Regeln nicht auch mal halten kann, gerade auch, wenn es um die Tiere geht?
Ganz in der Nähe unseres Hotels war eine kleine, fast versteckte Bar. Da sind wir "Alten" noch einmal hinein und wurden richtig überrascht. Der Chef bediente uns persönlich. Wir verständigten uns zwar nur mit Händen und Füßen, aber Kanpei klappt auf jeden Fall!
In einer kleinen charmanten Bar in Kyoto - CoCo Kinpari
Kyoto mit dem Rad erkunden...
Das war der Plan für den nächsten Tag. Wir fuhren also mit der U-Bahn zur Fahrradausleihstation, wo der Fahrrad-Guide auch schon auf uns wartete. Es war natürlich wieder sehr warm. Drei Stunden führte uns unser Reiseleiter durch die Backstreets von Kyoto: Shin Shu Honbyo (Higashi Hongan-ji)-Tempel, nach Gion, dem berühmten Geisha-District, zum Shirakawa-Kanal, Heian Jingu Shrine und zum Abkühlen ans Flussufer.

Der Fluss durchzieht Kyoto von Nord nach Süd. Am Flussufer gibt es überall Wege, die zu Fuß oder per Fahrrad benutzt werden können.
Anschließen ging es zurück zum Fahrraddepot und wir fuhren nach einer kurzen Pause alleine zum Kiyomizu-dera. Der Tempel steht auf einem kleinen Berg. Von dort hat man eine schöne Aussicht auf das Umland. Allerdings hatte uns die Sonne ordentlich zugesetzt...
Wir waren so kaputt vom Tag, dass wir uns entschlossen, zurück zum Hotel zu fahren, um uns zu erfrischen und zu erholen.
Kyoto war einst Kaiserstadt. Alleine 14 Tempel gehören dort zum Weltkulturerbe. Dazu kommen Schreine und Burgen. Es ist nahezu unmöglich, diese zahlreichen Kulturdenkmäler in so kurzer Zeit zu besuchen. Es kommt der Punkt, an dem man die Schönheit nicht mehr wahr nimmt. Der Kopf schaltet dann nach dem x-ten Tempel einfach ab und kann es kaum noch zuordnen.
Also weniger ist mehr! Oder man nimmt sich deutlich mehr Zeit für eine Stadt wie Kyoto.

Nara
Am nächsten Morgen waren wir spät dran. Die Schlange beim Frühstück war daher auch beeindruckend lang.
Die Fahrt nach Nara mit der JR-Line dauerte aber nur etwa 50 Minuten. Auch Nara war einmal Regierungssitz, noch vor Kyoto. Die Stadt hat immerhin auch etwa 360.000 Einwohner.
Die Attraktionen reihen sich aneinander im Nara-Park. Die wilden Rehe (eigentlich Sikahirsche) kann man füttern und sind sehr zutraulich. Sie laufen Überall frei herum und es gibt kleine Stände, wo man für ein paar Yen die Reiswaffeln für die Tiere kaufen kann oder Getränke, für den eigenen Durst.
Die Rehe haben es gelernt, mit einem Nicken um Futter zu bitten oder sich auch dafür zu bedanken. Natürlich ist das ein lustiges Erlebnis.
Auch Nara war einst die Hauptstadt Japans. Deshalb gibt es auch in Nara bedeutende Tempelanlagen, viele auch zum Weltkulturerbe gehörend.

Weiter ging es also zum Todaiji, dem großen Buddha Shrine aus dem 8. Jahrhundert. Der Buddha ist 15 m hoch und somit einer der größten der Welt. Die große Halle, die den Buddha behütet, ist mit einer Breite von etwa 57 Metern, einer Tiefe von ebenfalls guten 50 Metern und einer Höhe von fast 49 Metern das größte, rein aus Holz gebaute, Gebäude der Welt.
Mit ein paar Umwegen landeten wir dann beim Kasuga Shrine. Den fand Anette am schönsten, mit seinen vielen Laternen. Kein Wunder, er wurde ja auch auf Befehl einer Frau, der Kaiserin Shotoku, gebaut.
Auf dem Rückweg dann schließlich sind wir auch am Kofuku-ji vorbeigekommen, ein buddhistischer Tempel und weiteres Wahrzeichen Naras.
Kōya-san - der zweitheiligste Berg Japans
Um 6.00 Uhr war Wecken angesagt, 7.00 Uhr Frühstück. Pünktlich 7.50 Uhr waren wir in der Lobby. Ein Teammitglied von Asien Special Tours half uns bei der Gepäckabgabe und Versendung nach Osaka. Wir fuhren dann, nur mit leichtem Gepäck, zum Koya-san. Startpunkt unserer Reise war der Bahnhof Kyoto. Mit dem Shinkansen fuhren wir bis Osaka, weiter mit der U-Bahn nach Osaka-Namba und von dort ging dann der Nankai-Express nach Gokurukabachi. Von dort fuhr eine Kabelbahn hinauf auf den heiligen Berg. Eigentlich ist es eine Berggruppe in einer Höhe von etwa 800 Metern.
Hier gründete der japanische Mönch Kobo Daishi den Shingon-Buddhismus und das bereits vor mehr als 1200 Jahren. Es entstanden ringsum mehrere Tempel. Es gibt heute noch 117 Tempel. Und in einigen kann man übernachten.
Wir brachten unser Gepäck zum Soji-In, Tempel und Herberge zugleich. Die Mönche kümmerten sich um unser Gepäck. Und nicht nur darum. Sie waren auch zuständig für Frühstück und Abendessen und die Pflege des Grundstücks und des Gebäudes, der Zimmer und was sonst noch alles dazu gehörte...
Wir machten uns derweil auf den Weg zu den Sehenswürdigkeiten. Sehr beeindruckend war der riesige Friedhof. Der Okonuin ist der heiligste Ort auf dem Koya-san. Alte bemooste Laternen, die riesigen Bäume und das Licht, das durch die Bäume fällt, sorgen für eine unbeschreibliche Atmosphäre. Hier fanden neben Kobo Daishi auch japanische Kaiser, Shogune, Samurai und Mönche ihre letzte Ruhestätte. Wir sahen aber auch moderne Firmengräber. Dieser Anblick war für uns ungewöhnlich und faszinierend zugleich.
Um 18.00 Uhr war Dinner. Die Mönche bereiteten ein vegetarisches, mehrgängiges Menü. Nun ja, es war nicht unbedingt nach dem Geschmack meiner Familie. Das ist aber nicht schlimm gewesen. Geschmäcker sind bekanntlich immer sehr verschieden. Um 21.00 Uhr schloss das Tor des Tempels. Da gab es dann kein Entrinnen mehr... und wir gingen schlafen, denn es wurde auch sehr schnell sehr dunkel. Die Jungs hatten das etwas bessere Zimmer erwischt. Sie hatten richtige Betten im Gegensatz zu uns. Wir schliefen auf den Futons auf dem Boden. Außerdem konnten sie das Fenster aufmachen, weil sie Gaze zum Schutz vor Ungeziefer hatten. Das klappte bei uns nicht und so mussten wir die Klimaanlage laufen lassen. Diese Anlage war allerdings laut wie ein Düsenjet. Wir hatten die Wahl...
Um 6.00 Uhr war Morgengebet mit dem "Chef"-Mönch. Das war schon spirituell. Für mich auch irgendwie surreal. Der Sprechgesang sorgte dafür, dass die Gedanken irgendwohin abschweiften. Und das dauerte etwa eine Stunde. Ein englischsprachiger Mönch erklärte uns das Ritual. Nach dem Gebet gesellte sich der oberste Mönch zu uns und erklärte seine Einstellung zu Religion, Familie und Spiritualität und insbesondere das Verhältnis zu seiner Mutter, die ihn in jungen Jahren zu den Mönchen brachte. Das war ihm sehr wichtig.
Wenn man wollte, konnte man ein eigenes Gebet sprechen. Die buddhistischen Mönche waren da sehr offen. Man konnte alleine oder auch gemeinsam vortreten und so in sich hinein denken oder auch sein Gebet laut aussprechen. Es gab da keine festgelegten Regeln. Und wenn man an seinem Platz blieb, war das auch in Ordnung.
Osaka
Wir checkten gleich nach dem Frühstück aus und machten uns auf die Suche nach etwas zu Essen. Die Jungs hatten das vegane Frühstück nicht versucht. Und auch wir sind nicht satt geworden. Lektion: Das Mönch-Sein ist definitiv nicht einfach und erfordert Disziplin. Das sieht in den Filmen immer so schön "einfach" aus, ist es aber nicht. Und wir waren gerade einmal eine Nacht dort!
Apropos Filme und Mönche. Viele denken bei Mönchen an die Shaolin-Mönche aus China. Wer aber weiß schon, dass die Kampfkunst Kalaripayattu aus Indien nach China kam, gemeinsam mit dem Buddhismus? Dort wurde diese Art zu Kämpfen dann verändert und weiterentwickelt und kam so nach Japan und anderen asiatische Länder, wie Korea. Dort wurden die Techniken ebenfalls angepasst und verändert. So entstanden die verschiedenen Kampfkunststile. Aber das ist ein anderes Thema und führt hier zu weit.
Wir machten uns auf den Rückweg vom Berg hinab und in Richtung Osaka.
Der Limited Express nach Osaka fuhr natürlich pünktlich ab. Weil wir aber schon eine Stunde zu früh am Bahnhof waren, ließ uns der Bahnhofschef schon in den Zug. Er öffnete ein Absperrung für uns und ließ uns einsteigen... Wer hat das schon einmal bei der Deutschen Bahn erlebt? Ich frage ja nur.
Mit unserem leichten Gepäck sind wir dann zum Kaiyūkan Aquarium in Osaka gefahren, eines der größten Aquarien der Welt. Wir waren noch vor 14.00 Uhr am Eingang, mussten dann aber noch bis 15.30 Uhr warten, um hineinzukönnen. Es herrschte ordentlich Andrang. Aber es lohnte sich. In seinem riesigen Becken schwimmen Walhaie, Manta-Rochen, Tiefseekrabben, Seehunde, Delfine, Pinguine... Das zentrale Thema ist "The Ring of Fire", also der pazifische Feuerring.
Als wir aus dem Aquarium kamen, war es schon fast 17.00 Uhr. Unser Jüngster hatte durch Zufall entdeckt, dass es das Schloss von "Hogwarts" in der Nähe gibt. Wir fanden die schnellste Verbindung mit der Fähre und so sind wir dann dorthin gefahren. Wie sich herausstellte, waren das die Universal Studios in Japan und das war ein großer Themenpark. Davon gibt es auf der Welt auch nicht allzu viele, genau gesagt nur fünf. Trotz Twilight-Tickets kostete der Spaß noch ordentlich Euros. Aber egal. Nach dem Motto: So schnell kommen wir da nie wieder hin. Und die gebotene Show war sensationell. Vielleicht hatten wir auch Glück, dass wir so spät dort waren. Tagsüber wäre da sicherlich noch mehr los gewesen. Das sah man an den Eintrittsbereichen, die mäanderförmig angeordnete Wartebereiche hatten. Unsere Wartezeit war gering, vielleicht 15 Minuten.
Wir besuchten also "Hogsmeade und Hogwarts", waren im Zauberstabgeschäft "Ollivanders" und jagten in 3D mit Harry auf dem Besen durch die Zauberwelt. Was für ein Spaß.
Mit JR-Line und Metro ging es dann um 21.00 Uhr zurück zum Hotel. Die Koffer waren bereits da. Ich kümmerte mich dann noch um den Check-in für unsere Rückflüge am nächsten Tag.
Am nächsten Vormittag war nur noch das Osaka-Castle auf dem Programm. Die Schlange war ordentlich lang. Und es war wieder ein besonders warmer Tag. Die Ausstellung umfasst ein wenig Historie zur Burg und zum Leben der Samurai.
Anschließend sind wir zurück zum Hotel gefahren, haben die Koffer umgepackt und uns reisefertig gemacht. Den Router hatte ich verpackt und in der Lobby abgegeben. Ebenso die PASMO-Cards.
Unser Taxi kam überpünktlich. Wir merkten dann auch sehr schnell, warum. Die Straßen waren voll. Überall Stau. Unser Fahrer nahm spezielle Routen durch die Innenstadt und so waren wir dann trotzdem pünktlich auf dem Kansai-Airport. Eigentlich wollten wir uns auf dem Flughafen in Osaka noch ein wenig umschauen, aber alle Geschäfte hatten schon geschlossen! Das ist bemerkenswert für einen Flughafen dieser Größe. Uns blieb dann nur der Family Mart. Der hatte immer offen.
Unser Flieger hob dann allerdings später ab als geplant. Der Münchner Flughafen öffnete erst um 5.00 Uhr morgens und die Flugzeit wurde kürzer berechnet. So war es dann auch. Wir landeten pünktlich in München.
Dort angekommen, nach mehr als 12 Stunden Flug, mussten wir erneut durch die Sicherheitskontrolle und Passkontrolle und zum anderen Ende des Flughafens. Das dauerte wieder eine Stunde und so waren wir kurz vor dem Boarding für den Flug nach Hamburg am Gate. Die Flughafentoiletten waren bereits so früh am Morgen in einem bedauernswerten Zustand. Wir hatten ja noch das japanische Toilettengefühl, aber da wussten wir ganz genau: Die Heimat hat uns wieder! ;-)
Sofort immer wieder...
war der Spruch von Freunden, der gut ein dreiviertel Jahr später ebenfalls in Japan auf Tour waren. Und dem kann ich mich nur anschließen. Japan hat so viel zu bieten und es gibt sicher noch sehr viele unbekannte Ecken zu entdecken. In der Zeit, die uns zur Verfügung stand, haben wir viel gesehen. Vielleicht wäre es hier und da besser gewesen, noch etwas mehr Natur einzubinden. Wir sind ja weniger die Stadturlauber. Trotzdem: Es war und bleibt ein absolut unvergessliches Erlebnis und es gibt keinen Grund, dieses tolle Land und seine Menschen nicht zu besuchen.
Zusätzliche Informationen habe ich hier zusammengestellt.