MS F. J. Curie
MS "F.J. Curie" Foto: Fotozirkel der DSR, digitale Reproduktion Thorsten Klook

Das Meer kennt keine völlige Ruhe

Mit 20 Lenzen und dem Abschluss als Elektroniker in der Tasche ging es das erste mal in die weite Welt. Ich wurde dem Fahrtgebiet Mittelmeer/Afrika bei der Deutschen Seereederei (DSR) zugeteilt. Bis zum Aufstieg auf ein Schiff dauerte es aber noch einige Wochen. Diese Zeit wurde aber nicht vertrödelt, sondern es hieß Einsatz auf der Neptunwerft in Rostock. Die MS "Pasewalk" lag im Dock und wurde einer Generalüberholung unterzogen. Und auch wir waren täglich kräftig am Arbeiten: Entrosten und Anstreichen von Luken und Reling. Der Decksmann der "Pasewalk" hätte uns (mein Klassenkamerad Birger war auch dabei) damals gerne behalten. Aber als das Schiff die Werft verließ, fuhr sie in Richtung Asien. Und das war nicht unser Einsatzbereich.
Unser Schiff war die MS "F.J. Curie" - ein "Afrikaner" Baujahr 1965. Die Spannung und Aufregung stiegen, je näher das Schiff dem Heimathafen Rostock kam.
Kurz vor der Abreise schwoll meine ganze rechte Gesichtshälfte an und leichte Panik kam auf. Der Arzt konnte nichts diagnostizieren und pumpte mich mit einem Antibiotikum voll. Das half auch. Nach einer Woche war ich wieder fit.


Wie es der Zufall - oder die Reederei - so wollte, war mein Kumpel Birger mit auf dem Schiff und wir bezogen gemeinsam eine Kabine, gleich gegenüber der Kombüse. Angemustert wurden wir als Decksleute. Was das bedeutete, wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich. Natürlich hatten wir, bevor es überhaupt an Bord ging, eine Art Grundausbildung. Diese umfasste absolute Grundlagen und man bekam zwei "Scheine" als Rettungsbootsmann und Feuerschutzmann. Die Ausbildung hatten wir noch als Lehrlinge auf der MS "Georg Büchner". Die Eingeweihten kennen dieses Schiff gut. Alle nicht Eingeweihten brauchen nur Gxxxle und Co. zu befragen.
Decksmann war so eine Art "Hilfsmatrose". Ein Mittelding zwischen Matrosen-Lehrling und Matrose. Wir bestaunten die Größe des Schiffes und versuchten, uns darauf zurecht zu finden. Unser unmittelbarer Chef war der Bootsmann. 
Natürlich ist Größe immer relativ. Im Vergleich zu den heutigen modernen Containerschiffen oder auch den Kreuzfahrtschiffen mit mehreren tausend Passagieren an Bord wirkt das alte Schiff ziemlich klein. Aber auch wir hatten damals immerhin 30 Mann Besatzung. Heute wäre das auf einem Frachtschiff undenkbar, bei den Personalkosten. 

Wir verließen den Rostocker Hafen am 2. August 1986 und bald war auch die wunderschöne Silhouette von Warnemünde am Horizont verschwunden.

Das Schiff lag vollkommen ruhig auf dem Wasser. Nun konnte sie also beginnen, die entspannte See-Reise... :-)
Nun, Entspannung, heute würde man chillen sagen, war natürlich nicht angesagt. Ein paar Stunden später waren wir bereits an der Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal und so hieß es dann für die Decksbesatzung "klar vorn und achtern!"
Ich war für die Manöverstation vorne, also am Bug, eingeteilt worden. Als ich ankam, wirbelten die Matrosen bereits unter dem Kommando unseres III. Nautischen Offiziers (III. NO) umher. Sie machten die Festmacherleinen klar. Wohlgemerkt: Es war ein altes Schiff, ohne Bugstrahlruder oder andere Hilfsmittel. 
Und jetzt kam also ich dazu, der zwar Ahnung hatte von Transistoren, Röhren, Verstärkern und Relais, aber überhaupt keine seemännische Erfahrung. Das lief ungefähr so ab: "Sie da, helfen Sie mit, die Spring auszulegen!" Vermutlich war ich gemeint, denn hinter mir stand niemand. "Tja, was ist denn die Spring?" "Sagen Sie mal, was machen Sie hier überhaupt, haben Sie denn gar keine Ahnung?" Da lag der III. NO ziemlich richtig! "Ich wurde hierher eingeteilt, tut mir leid." Kurzes Schweigen.
"Also, das ist die Spring. Machen Sie das, was die Matrosen auch machen und passen Sie auf, dass Sie nicht in die Schlinge treten! Beeilen Sie sich mal ein bisschen, was soll denn das jetzt wieder, Sie sollen doch die Schlaufen regelmäßig legen..."
So ging das noch eine Weile weiter. Völlig erschlagen und etwas deprimiert kam ich dann wieder auf unserer Kammer an. Birger erging es auf der hinteren Station nicht anders. Nach der Schleusung war es wieder so weit. Die dicken Tampen mussten wieder an Bord gehievt werden. Diesmal stellte ich mich wohl weniger blöd an, denn der III. NO nörgelte so gut wie gar nicht mehr. Ich deutete das als gutes Zeichen.
Nun, wir mussten schnell lernen. In den nächsten Tagen brachten uns die Matrosen und auch die Lehrlinge alle wichtigen Begriffe bei. Jedes An- und Ablegemanöver machten wir mit und hatten kurze Zeit später bereits unsere Spezialaufgaben. Bei mir war das, die Spring klar zu legen. Die kannte ich jetzt ganz genau.


Reiseroute nach Westafrika: Thorsten

So erreichten wir Hamburg. Die Erwartungen waren groß. Mit unseren paar West-Kröten (D-Mark) war natürlich nicht viel zu holen. Es genügte für einen Taschenrechner, eine LP (Langspielplatte) und eine Bockwurst am Rathausmarkt.
Nach dem Landgang wartete auf uns bereits wieder die Arbeit. Wir luden LKW und PKW, die seefest gemacht werden mussten. Das hieß Nachtarbeit. Wir lagen in den Ladeluken unter und neben den Fahrzeugen und zerrten die Ketten fest, damit die Ladung nicht verrutschen konnte.

Nächste Station war Antwerpen. Wir durften wieder an Land. Und weil wir uns auch hier Geld sparen wollten, marschierten wir zu Fuß in die Innenstadt. Zur Belohnung gab es Pommes mit Mayo und Ketchup. In die Disko trauten wir uns ohne Geld nicht. War auch gut so, denn wir luden weitere Fahrzeuge, die wieder seefest gemacht werden mussten. Dazu kamen Lebensmittel. In aller Frühe setzten wir die Reise fort. Die An- und Ablegemanöver hatten danach für eine Weile ein Ende. Der täglich Rhythmus sah nun so aus:
Morgens wurde man freundlich geweckt. Da wir ja ohnehin direkt gegenüber der Kombüse wohnten, weckte uns der Duft von frisch gebackenen Brötchen. Nach dem Frühstück traf man sich zur Arbeitsbesprechung an Deck. In der Regel war Entrosten angesagt. "Bewaffnet" mit Schutzbrille, Handschuh, Ohrschützer und Hammer ging es dem Rost an den Kragen. Wer "Glück" hatte, bekam einen Presslufthammer. Ansonsten hieß es pink, pink, pink. Der helle Klang, wenn Stahl auf Stahl trifft, hallte den ganzen Tag über das Deck. Das Pinkern und Tackern des Presslufthammers wurde lediglich von der Mittagspause unterbrochen. Und das Mittagessen war das Highlight des Tages. Wir hatten einen hervorragenden Koch. Um 17.00 Uhr war Feierabend. Die "Feierabendkiste" wurde herangeschafft und Decksbesatzung und "Maschinen-Gang" ließen den Tag bei einem kühlen Bier - Hafenbräu - Revue passieren. Bei solchen Gelegenheiten wurde dann auch festgelegt, wer die nächste Kiste ausgibt. In der Regel ging das Reih´ um, allerdings gab es auch Sonderkisten für Leute, die ihren Schraubenzieher in der Bilge verloren oder ähnliche Ungeschicklichkeiten vorweisen konnten. Auch ein weggeschnipster Kronenkorken, der wieder an Deck landete, war eine Kiste wert. Nach dem Abendessen traf man sich meist noch irgendwo und klönte weiter.
Spät am Abend ging es dann zu Bett, nicht ohne den heimischen Kakerlaken gute Nacht zu sagen. Sie waren überall und in allen Größen vorhanden. Auch die zugestopften Ritzen waren da kein Hindernis. So wurde es zum Ritual, jeden Abend mit dem Schlüssel in eine ganz bestimmte Ritze in Kopfhöhe meines Bettes hinein zu stochern. Es klappte immer, wenigstens eine der ungebetenen Gäste zu erwischen...
So vergingen die Tage. Wir passierten den sagenumwobenen Golf von Biskaya, ohne es zu bemerken. Das Schiff lag ruhig. Der Meeresgott meinte es gut mit uns. Nach und nach stiegen die Temperaturen. Bald erreichten wir die Kanarischen Inseln und der Käpt´n ließ zur Belustigung der Besatzung einen Aushang mit einer Liste machen. Auf dieser Liste konnte sich jeder eintragen, der einen Kanarienvogel haben wollte. Sogar die Farbe war frei wählbar! Die Lehrlinge waren mit Leib und Seele dabei und so wurde oben auf dem Peildeck ein "Vogelnetz" gespannt und sorgsam wurden Brotkrumen hineingehängt. Alle hatten ihren Spaß dabei. Die Offiziere am Radar behielten den großen Schwarm natürlich sorgsam im Auge. Ja, das war lustig und natürlich nicht ernst gemeint. Wo hätten wir denn mit den ganzen Vögeln auch hin sollen? Es gab ja keine Käfige :-)

Unsere erste Station in Afrika war Mauretanien. Wir blieben allerdings auf offener See und trafen uns mit einem Fischer, der ROS 333 "Ehm Welk". Der Supertrawler ging längsseits. Die Fischer bekamen von uns Lebensmittel, vor allem Kartoffeln. Und wir bekamen natürlich Fisch. Man muss wissen, dass die Fischer viele Monate lang draußen auf See waren und da gehen die Vorräte zwischenzeitlich auch zu Ende. Auch die alkoholischen.
Das ist schon ein irrer Anblick, wenn so ein großer Pott andockt. Riesige quietschende Fender machten durch die Auf- und Abwärtsbewegung der beiden Schiffe einen ordentlichen Lärm. Und das die ganze Nacht hindurch.

Der erste afrikanische Hafen war Dakar in Senegal. Da das eine ehemalige französische Kolonie war, waren auch die Englischkenntnisse der Einheimischen entsprechend ungenügend. Hände und Füße waren die einzigen Verständigungsmöglichkeiten. Aber auch das funktionierte irgendwie, mit ein wenig guten Willen.
Der Stadtbummel war ohne beeindruckende Sehenswürdigkeiten und ist mir deshalb kaum in Erinnerung geblieben. Viele Fotos aus dieser Zeit habe ich leider nicht. Zur Erinnerung: Es gab keinerlei Mobiltelefone. Ein Fotoapparat war schon eine Seltenheit. Ich hatte einen mit, geborgt von meinen Eltern. Und dazu ein paar wenige Farbfilme. Die waren teuer und man überlegte sich jedes Foto genau. Und wenn das dann nicht geworden ist... Jedenfalls ist die Ausbeute mager geblieben und im Laufe der Jahre sind die Farben auch verblichen. 

Interessanter wurde es dann schon in Banjul in Gambia. Die Pier war so klein, dass unser Schiff in seiner ganzen Länge nicht passte. Und hier hieß es dann auch für uns das erste Mal, die Ladebäume zu stellen. Für Nicht-See-Leute: Ladebäume waren die Vorgänger der Kräne. Wer es genauer wissen möchte, einfach Gxxxle und Co. fragen.
Es war gerade Mittagszeit und die Sonne brannte unerbittlich. Die Einheimischen ließen sich nicht sehen, aber die Decksgang lief mit ihren gelben Schutzhelmen an Deck umher und zog und zerrte und schwitzte. Wir hingen an der Leine und versuchten, das Ding irgendwie zu bewegen. Der Bootsmann brüllte: "Nicht nur dicke Backen machen, ihr sollt ziehen!"
Unter dem blöden Helm wurde es zunehmend heißer und am liebsten hätte man ihn weggeschmissen. Dazu störte er permanent beim Ziehen. Aber es half nichts.
Nun, wir schafften es dann natürlich mit vereinten Kräften.
Unsere Ladeluken waren rundherum mit Staubrettern ausgekleidet. Das sind massive Bretter zum Schutz der Ladung vor der Stahlhaut des Schiffes. Die Bretter hatten wir fein säuberlich auf dem Deck gestapelt. Ich hatte gerade kein Dienst und stand auf dem Peildeck und beobachtete das Geschehen. Es war ruhig, nur ein Plätschern zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Da sah ich, wie ein ungebetener Gast die Bretter vorsichtig in das Wasser fallen ließ. Diese wurden dann von der Strömung in die Bucht hinaus getragen, wo sie von einem Schwimmer aufgegriffen und irgendwo an Land geschafft wurden. Wenn wir auch nur eine Handvoll Bretter behalten wollten, musste ich mich beeilen und Meldung erstatten. Ein Foto davon gibt es allerdings schon. Aus Datenschutzgründen ist der Schwimmer nicht zu erkennen :-)

Bald verließen wir Banjul und steuerten Freetown in Sierra Leone an. Dicke Wolken kündigten Regen an. Es war eher ein Wolkenbruch. Als wir einliefen, waren alle Schleusen offen. Wir hörten förmlich das Grinsen in der Stimme des Kapitäns beim "klar vorn und achtern".
"Vorschriftsmäßig" bekleidet mit Badehose, Handschuhe, Jesuslatschen und Helm gingen wir an die Arbeit auf Manöverstation.

Mit einem kleinen Reisebus wurden wir in der Freizeit in die nähere Umgebung gefahren. Der Bus wurde immer an einer etwas abschüssigen Straße geparkt, damit er wieder ansprang. Der TÜV wäre da voll auf seine Kosten gekommen.

Wieder bei Regen liefen wir aus. Jetzt lagen ein paar Seetage vor uns. Diese verbrachten wir mit dem bereits bekannt Ping, Ping, Ping. Die Sonne hatte uns bald wieder. Nach dem Rostklopfen sah man immer aus wie ein Schornsteinfeger. Also zu Zeiten, als der Schornsteinfeger auch noch wirklich Schornsteine fegte. So braun gefärbt von der Sonne und dem Rost wie damals, war ich nie wieder. Und es machte trotzdem Spaß! Wir konnten während der Arbeit fliegende Fische und sogar Delfine beobachten. Selten sah man auch die Fontäne eines Wals.

Wir liefen Tema in Ghana an. Neben dem obligatorischen Entladen war nun auch Beladen dran. Und Wache schieben. Wir luden Kakaobutter und andere Waren. Wenn man weiß, wie schwer so ein Paket war, kann man sich vorstellen, was die afrikanischen Stauer für eine harte Arbeit verrichtet hatten. Alles Handarbeit. Paket für Paket, Sack für Sack, bis die Ladeluke voll war. Sie arbeiteten Tag und Nacht. Wir hatten die Aufsicht - Tag und Nacht. Die Stauer waren alles muskulöse Männer. Dagegen kam ich mir wie ein Zwerg, klein und schmächtig vor. Aus taktischen Gründen suchte ich mir einen der kräftigsten und erfahrensten Männer, der dort auch das Sagen zu haben schien und erteilte ihm meine Anweisungen. Er war Aufseher und Dolmetscher zugleich und schon gab es keine Probleme mehr. Wir verstanden uns bestens. 

ROS 333 "Ehm Welk" längsseits
ROS 333 "Ehm Welk" längsseits
Da schwimmen sie dahin, unsere Bretter.
Da schwimmen sie dahin, unsere Bretter.
Am Strand von Takoradi
Am Strand von Takoradi
 
Historische Fotos von der Reise nach Westafrika

Nach ein paar Tagen verließen wir Tema und erreichten bald darauf Takoradi (Secondi-Takoradi), ebenfalls in Ghana. Hier luden wir Logs (Baumstämme). Das dauerte seine Zeit. Mittlerweile waren wir nur noch 5 Grad vom Äquator entfernt und die Sonne brannte den ganzen Tag. In Takoradi lagen wir an Dalben, also umgeben von Wasser, fest. Die Bäume wurden wie mit Flößen zu uns über das Wasser herangeschafft und dann mit unserem bordeigenen Ladegeschirr auf Deck gehievt und in die noch freien Luken verladen. Unsere einzige Verbindung zum Land hatten wir mit einem unserer Rettungsboote.
Die Wachen wurden verstärkt und auch Birger und ich hatten Nachtwache.
Nun, man sollte glauben, dass uns ja auf dem Wasser ohnehin keiner unbemerkt besuchen kann. Irrtum!
Birger und ich hatten mal wieder Nachtwache. Er achtern, ich vorne. In unregelmäßigen Abständen trafen wir uns mittschiffs. Jeder "bewaffnet" mit einem Messer und einer Taschenlampe. Die Nacht war still und so döste ich, auf einem der Poller sitzend, vor mich hin. Eher durch Zufall stand ich auf und lehnte mich über die Back auf dem Vorschiff. Was ich sah, versetzte mich in tiefes Erstaunen. Ein Schlepper, nicht mal klein, schlich um das Schiff und war nahezu lautlos. Als er meine Taschenlampe aufblitzen sah, gab er Vollgas und dampfte ab. `Schau einer an`, dachte ich. Wieder etwas gelernt. Meine Erfahrung gab ich an Birger weiter, und an die nächste Schicht und so hielten wir unser Schiff sauber.

Unserem Nachbarn aus der Niederlande erging es nicht so gut. Das Schiff lag etwa 100 m entfernt neben uns. Als dort ein Spektakel ausbrach, war es schon zu spät. Zwei der Vorderleinen waren gekappt worden und verschwunden. Die Räuber gingen dabei äußerst geschickt und mutig vor. Einer kletterte wohl an den Vorleinen hoch, schnitt sie durch und ließ sich dann mit ins Wasser fallen. Das sind enorme Höhen! Dort wurde er dann vom wartenden Schlepper mit der Beute aufgefischt. Unglaublich, aber wahr!

Tagsüber hatten wir das Problem nicht. Die Arbeiten verliefen friedlich. Das sogenannte Eisenholz wurde auf Schuten herangebracht. Das Holz ist so schwer, dass es selbst nicht schwimmt. Alle Luken waren bereits belegt und nun wurde der Rest auf dem Deck mit dicken Ketten festgezurrt.
Unser Kabelgattsmatrose musste eine Brücke über die dicken Stämme bauen, damit wir unsere Manöverstation vorne erreichen konnten. Das war ein beeindruckendes Bild. Leider ohne Foto.

Irgendwann, gingen unsere Getränke zur Neige, jedenfalls die alkoholfreien. Birger und ich mussten dann bereits zu Mittag auf Wermut umsteigen. Natürlich immer nur einen winzigen Schluck ;-)
Aber auch Bier gab es schon lange nicht mehr. Neben Wermut gab es frische Ananas und wir hörten unsere Platten mit dem vorhandenen Plattenspieler. Wir hatten allerdings nur zwei Platten... Also nichts mit den heute bekannten Musik-Streamingdiensten. Unvorstellbar, oder? Uns hat es trotzdem Spaß gemacht. Wir hatten "Wunderhölzer" eingetauscht und Kokosnüsse in ordentlichen Mengen auf der Kammer. Dazu kamen getrocknete Piri-Piri-Schotten, säuberlich aufgefädelt und zum Trocknen hingehängt.
Wir lagen gute drei Wochen in Takoradi bis die gesamte Ladung an Bord war. Dann ging es zurück in Richtung Heimat. Wir klopften weiter Rost und malten das Schiff mit frischer Farbe an. Bei einer Windstärke von 4 bis 5 ist das aber nicht ganz so einfach. Da muss man schon genau aufpassen, woher der Wind weht, damit die Farbe auch an der richtigen Stelle landet und nicht nur im Gesicht.
Anfang Oktober erreichten wir Nordenham, schwer beladen. Wofür wir Wochen des Beladens brauchten, wurde in Nordenham in wenigen Stunden entladen. Moderne Kräne machten es möglich. Schon am nächsten Tag wurde Kurs in Richtung Rostock gesetzt. Am 4.10. heuerte ich ab, nach genau zwei Monaten und zwei Tagen an Bord. Was für eine aufregende Zeit! Übrigens: Der Käpt´n hätte uns am liebsten an Bord behalten. Wir hätten als Decksmann weiter machen können, dann als Matrose umschulen und irgendwann Nautik studieren können. Wollten wir aber nicht. Und hätten wir auch nicht dürfen, denn es gab für uns bereits den Befehl zum Antritt des Grundwehrdienstes. Und da gab es leider keinen Verhandlungsspielraum. :-)